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Die Umwelt in Europa 2015: Künftiger Wohlstand benötigt mutigere Maßnahmen für Politik, Wissen, Investitionen und Innovationen

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Press Release Veröffentlicht 22.02.2015 Zuletzt geändert 17.02.2017
Photo: © EEA, Keith Arkins, Alexander Goranov
Dank der im Rahmen der europäischen Umwelt- und Klimapolitik ergriffenen Maßnahmen konnten bereits erhebliche Fortschritte erzielt werden: der Zustand der Umwelt und die Lebensqualität wurden verbessert und gleichzeitig wurden Innovationen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wachstum gefördert. Doch Europa muss sich weiterhin einer Reihe andauernder und zunehmender ökologischer Herausforderungen stellen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden grundlegende Veränderungen in den Produktions- und Konsumsystemen erforderlich sein, die die Hauptursache der ökologischen Probleme darstellen.

Unsere Analyse zeigt, dass viele ökologische Herausforderungen in den letzten Jahren erfolgreich mit Hilfe europäischer Maßnahmen bewältigt wurden. Sie zeigt aber auch, dass wir immer noch die natürlichen Systeme schädigen, von denen unser Wohlstand abhängt.

Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA

Dies sind einige der Kernaussagen der fünfjährlichen Beurteilung „Die Umwelt in Europa: Zustand und Ausblick 2015“ (SOER 2015) der Europäischen Umweltagentur, die heute veröffentlicht wird. Der SOER 2015 ist eine integrierte Beurteilung der Umwelt in Europa und umfasst zudem Beurteilungen und Daten zur globalen, regionalen und nationalen Ebene sowie länderübergreifende Vergleiche.

Erhebliche Fortschritte durch Maßnahmen der EU

Heute sind Wasser und Luft in Europa sauberer, weniger Müll wird auf Deponien gelagert, und mehr Ressourcen werden recycelt. Europa ist jedoch immer noch weit von dem im Siebten Umweltaktionsprogramm festgelegten Ziel entfernt, ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten bis 2050 zu ermöglichen. Obwohl wir mit natürlichen Ressourcen effizienter umgehen als bisher, schädigen wir weiterhin den Ressourcenbestand, auf den die Menschen in Europa und auf der ganzen Welt angewiesen sind. Probleme wie der Verlust der biologischen Vielfalt und der Klimawandel zählen nach wie vor zu den wesentlichen Bedrohungen.

Hans Bruyninckx, der Exekutivdirektor der EUA, erläuterte: „Unsere Analyse zeigt, dass viele ökologische Herausforderungen in den letzten Jahren erfolgreich mit Hilfe europäischer Maßnahmen bewältigt wurden. Sie zeigt aber auch, dass wir immer noch die natürlichen Systeme schädigen, von denen unser Wohlstand abhängt. Das Leben innerhalb der Belastungsgrenzen unseres Planeten ist eine enorme Herausforderung, deren Bewältigung jedoch erhebliche Vorteile mit sich bringt. Wenn wir das europäische Innovationspotenzial voll ausschöpfen, sind wir besser in der Lage, echte Nachhaltigkeit zu erzielen und in den Bereichen Wissenschaft und Technologie Pionierarbeit zu leisten - wobei neue Branchen und eine gesündere Gesellschaft geschaffen werden.“

Der SOER 2015 hebt hervor, dass zum Erreichen der europäischen Leitidee für 2050 ehrgeizigere Maßnahmen benötigt werden. Darüber hinaus geht der Bericht auf den Bedarf an neuen Ansätzen ein, die die systemische Natur zahlreicher ökologischer Probleme berücksichtigen. So kann beispielsweise Druck von außen, darunter globale Megatrends, bestimmte Maßnahmen und lokale Bemühungen im Bereich Umweltmanagement behindern. Zusätzlich sind viele ökologische Herausforderungen eng mit Produktions- und Konsumsystemen verbunden, von denen zahlreiche Arbeitsplätze und Existenzgrundlagen abhängen. Veränderungen dieser Systeme würden unterschiedliche Kosten und Vorteile mit sich bringen. Verbesserungen der Effizienz werden außerdem häufig durch gesteigerten Konsum zunichte gemacht.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die vollständige Umsetzung aller bestehenden Maßnahmen zwar unabdingbar ist, zum Erreichen der europäischen Leitidee für 2050 jedoch weder die derzeit ergriffenen umweltpolitischen Maßnahmen noch wirtschaftlich und technologisch motivierte Effizienzsteigerungen ausreichen werden.

Eine Umstellung der Hauptsysteme ist unerlässlich

Um die komplexen Herausforderungen zu bewältigen, denen sich Europa gegenübersieht, werden neben einer besseren Wissensgrundlage und intelligenteren Investitionen ehrgeizigere Maßnahmen benötigt, die auf eine grundlegende Umstellung der Hauptsysteme (z. B. Nahrungsmittel, Energie, Wohnungsbau, Verkehr, Finanzen, Gesundheit und Bildung) abzielen. Es sind Strategien und Ansätze erforderlich, mit denen Belastungen verringert und potenzielle Gefahren vermieden, Ökosysteme wiederhergestellt, sozioökonomische Ungleichheiten korrigiert und eine Anpassung an globale Trends wie Klimawandel und Erschöpfung der natürlichen Ressourcen erreicht werden können.

Dr. Bruyninckx führte weiter aus: „Bis 2050 bleiben uns noch 35 Jahre, um dafür zu sorgen, dass wir auf einem nachhaltigen Planeten leben. Dies mag als ferne Zukunft erscheinen, doch um unser Ziel zu erreichen, müssen wir jetzt handeln. Unsere Maßnahmen und Investitionen müssen noch ehrgeiziger und kohärenter werden. Viele der Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen, wie wir im Jahr 2050 leben werden.“

SOER 2015 – Die Umwelt in Europa: ausgewählte Fakten und Trends

Natürliches Kapital

  • Durch EU-Maßnahmen wurde die Umweltverschmutzung reduziert, die Luft- und Wasserqualität in Europa hat sich deutlich verbessert. Die anhaltende Verschlechterung des Ökosystems bedroht indes die Wirtschaftsleistung Europas und das Wohlbefinden seiner Bürger.
  • Die biologische Vielfalt nimmt immer weiter ab. Der Erhaltungszustand zahlreicher geschützter Arten und Habitate gilt als ungünstig, dies belegen 60 % der Untersuchungen zu geschützten Arten und 77 % der Habitatsuntersuchungen. Europa befindet sich in Bezug auf das Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2020 aufzuhalten, nicht auf Kurs.
  • Die Süßwasserqualität hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, dennoch wird etwa die Hälfte aller europäischen Binnengewässer mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 2015 keinen „guten ökologischen Zustand“ erreichen.
  • Die biologische Vielfalt in Meeres- und Küstenregionen gibt besonderen Anlass zur Besorgnis. Zu den Belastungen zählen die Schädigung des Meeresbodens, Verschmutzung, invasive gebietsfremde Arten und Versauerung. Die Überfischung im Atlantik und in der Ostsee ist zurückgegangen, im Mittelmeerraum hat sich die Lage jedoch verschlechtert: Im Jahr 2014 waren 91 % der untersuchten Bestände überfischt.
  • Im Jahr 2012 wurden weniger als 6 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Europa für den ökologischen Landbau verwendet – mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern.
  • Ausblick: Durch die Auswirkungen des Klimawandels werden sich Belastungen und Auswirkungen voraussichtlich intensivieren. Es wird erwartet, dass die zugrundeliegenden Triebkräfte des Biodiversitätsverlusts fortbestehen.

Ressourceneffizienz

  • Im Jahr 2007 betrug der Verbrauch landeseigener Ressourcen 16,7 t pro Person. Dieser Wert sank bis 2012 auf 13,7 t. Dies ist zum Teil auf den Konjunktureinbruch in der Bauwirtschaft in einigen Ländern zurückzuführen.
  • Die Abfallwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verbessert: Das Abfallaufkommen ist gesunken, und weniger Abfälle wurden auf Deponien gelagert. Die Recyclingquoten von 21 Ländern haben sich im Zeitraum 2004-2012 verbessert, während die Quoten für die Abfalllagerung auf Deponien von 27 der 31 Länder, für die Daten verfügbar sind, gesunken sind. Gegenüber 22 % im Jahr 2004 erzielten die EUA-Länder im Jahr 2012 eine durchschnittliche Recyclingquote von 29 %.
  • Trotz einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 45 % seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen um 19 % zurückgegangen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist rückläufig, ebenso wie die Emissionen einiger Schadstoffe aus Verkehr und Industrie.
  • Die Finanzkrise im Jahr 2008 und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben ebenfalls zu einem Rückgang einiger Umweltbelastungen beigetragen. Es wird sich zeigen, ob diese Verbesserungen nachhaltiger Natur sind.
  • Die derzeitigen Politikziele sind nicht ausreichend, um Europa ein Erreichen seiner langfristigen Umweltziele zu ermöglichen, z. B. die Senkung der Treibhausgasemissionen um 80-95 %.

Gesundheit und Wohlbefinden

  • Durch umweltpolitische Maßnahmen konnten die Qualität des Trinkwassers sowie von Badegewässern verbessert und die Exposition gegenüber den wichtigsten gefährlichen Schadstoffen verringert werden.
  • Luft- und Lärmbelastung verursachen in städtischen Gebieten auch weiterhin ernste gesundheitliche Schäden. Im Jahr 2011 wurden etwa 430 000 vorzeitige Todesfälle in der EU auf Feinstaub zurückgeführt, während die Exposition gegenüber Lärm jährlich mindestens 10 000 vorzeitige Todesfällen aufgrund von Herzerkrankungen bedingt.
  • Es wurde ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Einsatz von Chemikalien, insbesondere in Konsumgütern, und einer beobachteten Zunahme hormonell bedingter Erkrankungen und Störungen beim Menschen festgestellt.
  • Die geplanten Verbesserungen der Luftqualität werden voraussichtlich nicht ausreichen, um anhaltende Schäden zu vermeiden, während gleichzeitig von einer Verschärfung der Auswirkungen des Klimawandels ausgegangen wird.
  • Im Zeitraum 2000-2011 ist der Umweltsektor um mehr als 50 % gewachsen und zählt damit zu den wenigen Sektoren, die seit der Finanzkrise im Jahr 2008 in Bezug auf Einnahmen und Arbeitsplätze einen Aufschwung verzeichnen konnten.

Anmerkungen für die Redaktionen

Über die EUA

Die Europäische Umweltagentur (EUA) ist eine Agentur der Europäischen Union. Die EUA strebt die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung und die Erzielung einer deutlichen und messbaren Verbesserung der Umwelt in Europa an, indem sie den politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit zeitnahe, zielgerichtete, relevante und zuverlässige Informationen bereitstellt. Bei ihrer Arbeit wird die EUA vom Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetz (Eionet) unterstützt, dem 39 europäische Länder angehören.

Über den SOER 2015

Die Beurteilung „Die Umwelt in Europa: Zustand und Ausblick 2015“ umfasst zwei Berichte und 87 Online-Briefings. Hierzu zählen der Synthesebericht sowie der Bericht über die Bewertung globaler Megatrends. Ergänzt werden sie durch 11 Briefings zu globalen Megatrends, 25 europäische Briefings, 9 Briefings mit länderübergreifenden Vergleichen, 39 Briefings der Länder (auf Grundlage der nationalen Berichte über den Zustand der Umwelt) sowie 3 regionale Briefings.

Der SOER 2015:

  • bietet eine umfassende, integrierte Beurteilung des Zustands der Umwelt in Europa sowie von Trends und Aussichten in einem globalen Kontext;
  • liefert Informationen für die Umsetzung der europäischen Umweltpolitik im Zeitraum 2015-2020;
  • analysiert die Möglichkeiten zur Anpassung bestehender Maßnahmen (sowie das nötige Wissen, das die Informationsgrundlage für diese Maßnahmen bildet), um die Leitidee der Europäischen Union für 2050 zu realisieren, ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten zu ermöglichen;
  • wurde als gemeinsames Projekt in enger Zusammenarbeit mit Eionet sowie den Dienststellen der Europäischen Kommission erarbeitet. Am Peer-Review der Beurteilung waren außerdem zahlreiche internationale Organisationen beteiligt.
  • www.eea.europa.eu/soer

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