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Jetzt ist es an der Zeit, den Wandel zu einem stärker kreislauforientierten Europa voranzutreiben

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Nachrichten Veröffentlicht 10.04.2024 Zuletzt geändert 25.04.2024
4 min read
Photo: © Massimo Campioli, ZeroWaste PIX/EEA
Trotz gesetzgeberischer Fortschritte in den letzten fünf Jahren sind weitere energische Maßnahmen sowie eine entschlossene Umsetzung der bestehenden Maßnahmen notwendig, um die Bemühungen, den Übergang von einer weitestgehend linearen „Wegwerfwirtschaft“ Europas zu einer Kreislaufwirtschaft zu bewerkstelligen. Entschiedenes Handeln ist unerlässlich, um Abfälle drastisch zu reduzieren, die Verringerung des Ressourcenverbrauchs zu priorisieren, die Recyclingquoten zu erhöhen und die Einführung von Produkten zu verbessern, die von Grund auf für die Kreislaufwirtschaft entwickelt wurden. Dies geht aus einer heute veröffentlichten umfassenden Bestandsaufnahme zur Kreislaufwirtschaft der Europäischen Umweltagentur (EUA) hervor.

Die Politik der Europäischen Union im Bereich der Kreislaufwirtschaft wurde in den letzten Jahren verstärkt, muss jedoch noch verbindlicher und zielorientierter werden, um die Einführung einer noch regenerativeren Wirtschaft in Europa zu beschleunigen. Das bedeutet, über das derzeitige Schwerpunktthema Abfall hinauszublicken und so den Ressourcenverbrauch direkter anzugehen. Die Vorteile einer möglichen Festlegung künftiger Ziele für die Ressourcennutzung oder den materiellen Fußabdruck, sowie mögliche Wege zur Beschleunigung des Übergangs zu einem stärker kreislauforientierten Modell werden im Bericht der EUA Accelerating circular economy in Europe – state and outlook 2024 [Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft in Europa – aktueller Stand und Ausblick 2024] erläutert.

Die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen der Europäischen Union zur Bekämpfung des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Umweltverschmutzung. Der Bericht der EUA enthält eine umfassende Analyse der Fortschritte der EU beim Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft undder starken politischen Impulse, die im Rahmen des Grünen Deals der EU zu verzeichnen sind, sowie der Optionen und Aussichten für eine weitere Beschleunigung dieses Prozesses.

 

Bislang uneinheitliche Fortschritte

Die starke Abhängigkeit Europas von natürlichen Ressourcen bei der Bereitstellung von Materialien, Nahrungsmitteln und Brennstoffen geht mit erheblichen Umwelt- und Klimaauswirkungen einher. Nach einem steilen Anstieg des Ressourcenverbrauchs hat sich dieser Trend in den letzten Jahren jedoch stabilisiert, heißt es im Bericht. Es konnte eine bescheidene Abkopplung des EU-Ressourcenverbrauchs vom Wirtschaftswachstum beobachtet werden, wobei der Gesamtverbrauch an Materialien leicht zurückging, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU anstieg. Gleichzeitig nimmt jedoch die Abhängigkeit Europas von globalen Importen bei der Versorgung mit einigen kritischen Rohstoffen, Metallerzen und fossilen Brennstoffen zu. Dies ist zurückzuführen auf ein schwierigesgeopolitisches Umfeld.

Die EU hat Maßnahmen ergriffen, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, was eine Verlagerung weg von aktuellen „linearen“ Produktionsmodellen und Verbrauchsmustern bedeutet. Dieser Wandel ist im Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verankert, einem der wichtigsten Bestandteile des europäischen Grünen Deals. In den letzten Jahren konnten positive Entwicklungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft in Europa beobachtet werden, wie z. B. höhere Recyclingquoten und das Entstehen einer  Sharing Economy [sozioökonomisches System zur gemeinsamen Nutzung von Ressourcen]  sowie anderer zirkulärer Geschäftsmodelle.

Mit einer Zirkularitätsrate von 11,5 % im Jahr 2022 verbraucht Europa einen höheren Anteil an recycelten Materialien als andere Regionen der Welt. Die  EU erzielt jedoch nur langsam Fortschritteund ist noch weit von dem Ziel entfernt, den Anteil kreislauforientiert verwendeter Materialien der Union bis 2030 zu verdoppeln.

Bei der Bewertung der Fortschritte im Hinblick auf die derzeitigen Ambitionen im Bereich der Kreislaufwirtschaft wird im EUA-Bericht festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass diese in den kommenden Jahren erreicht werden, gering oder mäßig ist.

Im Bericht wird jedoch erklärt, dass viele Strategien für die Kreislaufwirtschaft nach wie vor relativ neu sind und einige auf nationaler Ebene noch nicht vollständig umgesetzt wurden. Hinzu kommt, dass es eine gewisse Zeit dauert, bis sich die Auswirkungen dieser Maßnahmen in Form von Änderungen der Geschäftsmodelle, der Verbrauchsmuster und letztlich auch des Ressourcenverbrauchs bemerkbar machen. Neben der Umsetzung bestehender politischer Maßnahmen kann jedoch noch mehr getan werden.

 

Künftige Maßnahmen

Der Bericht befasst sich auch mit möglichen Maßnahmen für die Zukunft, wie etwa der Festlegung von Zielvorgaben und der Förderung eines hochwertigeren Recyclings – bei dem die Materialien ihre ursprüngliche Funktion und ihren Wert so lange wie möglich beibehalten – um die Ressourcenunabhängigkeit der Union zu fördern und ihre Einfuhr zu verringern. Neben der Umsetzung von Grundsätzen des Ökodesigns ist zudem die Stärkung der Kreislaufwirtschaft durch die Maximierung der Nutzung und Lebensdauer von Produkten durch Wiederverwendung, Reparatur und Wiederaufarbeitung von entscheidender Bedeutung.

Besondere Aufmerksamkeit sollte auch den wirtschaftlichen Aspekten der Rohstoffversorgung gewidmet werden, damit Anreize und Preise für Rohstoffe deren Umweltauswirkungen berücksichtigen, und recycelte Materialien besser wieder in die Wirtschaft zurückgeführt werden können.

Diesen Veränderungen liegt die Notwendigkeit zugrunde, den Produktverbrauch von den derzeitig unhaltbaren Niveaus zu senken. Derzeit gehen die Trends innerhalb der EU jedoch leider in die entgegengesetzte Richtung. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die künftige EU-Politik durch laufende Forschung zur Verbrauchernachfrage, zur Veränderung des Verbraucherverhaltens und zur Verankerung der Grundsätze für einen gerechten Übergang in künftige Maßnahmen zu bereichern.

 

Weitere wichtige Ergebnisse

  • Die Wert- und Funktionsmaximierung bestehender Produkte erfordert eine deutlich höhere Nutzungsintensität pro Produkt und eine wesentlich längere Produktlebensdauer.
  • Es ist unwahrscheinlich, dass eine signifikante Reduzierung des Abfallaufkommens bis 2030 erreicht werden kann. Recycling hat zwar im Laufe der Zeit zugenommen, die Quoten stagnieren jedoch in den letzten Jahren.
  • Der großflächige Erfolg einer Kreislaufwirtschaft hängt in hohem Maße davon ab, dass erhebliche Mengen hochwertiger Sekundärrohstoffe in die produktive Nutzung zurückgeführt werden.
  • Europa allein kann die nicht nachhaltige Ressourcennutzung auf globaler Ebene nicht eindämmen. Daher wird ein solider globaler Governance-Rahmen für die Ressourcennutzung und die Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein

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abgelegt unter: circularity, circular economy
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