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Der Bericht macht deutlich, dass der Umgebungslärm und insbesondere der Straßenverkehrslärm nach wie vor ein großes Umweltproblem darstellen, das die Gesundheit und das Wohlergehen von Millionen von Menschen in Europa beeinträchtigt. Zwanzig Prozent der europäischen Bevölkerung sind langfristigen Lärmpegeln ausgesetzt, die für ihre Gesundheit schädlich sind. Dies entspricht mehr als 100 Millionen Menschen in Europa. Die Daten deuten auch darauf hin, dass die politischen Ziele in Bezug auf Umgebungslärm nicht erreicht wurden. Nach unseren Prognosen ist es nämlich unwahrscheinlich, dass die Zahl der Menschen, die Lärmbelastung ausgesetzt sind, in Zukunft deutlich zurückgehen wird. Grund dafür sind das städtische Wachstum und der gestiegene Mobilitätsbedarf.
Eine langfristige Exposition gegenüber Lärm kann verschiedene gesundheitliche Auswirkungen haben, darunter Lärmbelästigung, Schlafstörungen, negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel sowie kognitive Beeinträchtigungen bei Kindern. Ausgehend von den aktuellen Daten schätzen wir, dass Umgebungslärm pro Jahr zu 48 000 neuen Fällen ischämischer Herzerkrankungen sowie zu 12 000 vorzeitigen Todesfällen beiträgt. Zudem leiden unseren Schätzungen zufolge 22 Millionen Menschen chronisch an starker Lärmbelästigung und 6,5 Millionen Menschen an schweren Schlafstörungen. Wir gehen davon aus, dass 12 500 Schulkinder aufgrund von Fluglärm eine Leseschwäche aufweisen.
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass Lärmbelastung ein erhebliches Problem darstellt, das sich auf die menschliche Gesundheit auswirkt, und zwar auch auf ihre eigene Gesundheit. Natürlich gibt es weit mehr vorzeitige Todesfälle im Zusammenhang mit Luftverschmutzung als mit Lärmbelastung. Lärm scheint jedoch größere Auswirkungen auf Indikatoren für Lebensqualität und psychische Gesundheit zu haben. Laut Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Lärm die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme, unmittelbar nach den Auswirkungen von Luftverschmutzung (Feinstaub).
In einigen Ländern gibt es nach wie vor ein hohes Defizit an Daten in Bezug auf Lärmkarten und Aktionspläne. Probleme im Zusammenhang mit Lärm können nur dann angemessen bewertet und angegangen werden, wenn Länder, Regionen und Städte die in der Richtlinie geforderten Lärmkarten oder Aktionspläne erstellen.
Die EUA ist dafür zuständig, alle Informationen zu sammeln, die die Länder im Rahmen der Richtlinie über Umgebungslärm übermitteln. Der aktuelle Kenntnisstand über Lärmquellen und die Lärmbelastung der Bevölkerung in Europa beruht weitgehend auf dieser Datenbank. Auf der Grundlage dieser Daten erstellen wir eine Reihe von Berichten und Bewertungen. Diese tragen dazu bei, die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele im Bereich Lärmbelastung zu verfolgen, und können auch Informationen zur Entwicklung künftiger Umweltaktionsprogramme bereitstellen. Neben dem kürzlich veröffentlichten Bericht über Umgebungslärm in Europa gibt es eine Reihe früherer Berichte der EUA zum Thema Lärm, wie etwa „Quiet areas in Europe – The environment unaffected by noise pollution“ (Ruhezonen in Europa – Die Umwelt ohne Lärmbelastung, 2016), „Unequal exposure and unequal impacts: Social vulnerability to air pollution, noise and extreme temperatures in Europe“ (Ungleiche Exposition und ungleiche Auswirkungen: Zusammenhang von sozialer Benachteiligung und Luftverschmutzung, Lärmbelastung und extremen Temperaturen in Europa, 2018). Die Bürger können verfügbare Informationen über Lärmbelastung auch über den „Noise Viewer“ – das Tool zur Lärmbeobachtung der EUA – oder über die länderspezifischen Factsheets zu Lärm abrufen.
Länder, Regionen und Städte ergreifen eine Vielzahl von Maßnahmen zur Bekämpfung von Lärmproblemen. Hierzu gehören beispielsweise das Aufbringen von geräuscharmem Asphalt auf Straßen, die Verwendung geräuscharmer Reifen in öffentlichen Verkehrsmitteln, die Schaffung besserer Infrastruktur für Elektroautos in Städten, die Förderung des aktiven Sich-Fortbewegens wie Zufußgehen oder Radfahren, die Umwandlung von Straßen in Fußgängerzonen usw. Eine beträchtliche Zahl von Städten und Regionen hat auch sogenannte Ruhezonen eingerichtet, in denen Menschen dem Stadtlärm entkommen können. Dabei handelt es sich zumeist um Grünflächen wie Parks oder Naturschutzgebiete.
Viele dieser Maßnahmen haben sich zudem als nützlich zur Verringerung der Luftverschmutzung erwiesen. Nach unseren Erkenntnissen könnte eine Möglichkeit, die Wirkung von Lärmminderungsmaßnahmen zu erhöhen und gleichzeitig die damit verbundenen Kosten und Anstrengungen zu optimieren, darin bestehen, kombinierte Strategien zur Verringerung von verkehrsbedingter Lärmbelastung und Luftverschmutzung zu entwickeln. Wenn keine Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden, um Lärmprobleme zu beheben, wird es sicherlich nicht möglich sein, die Zahl der Menschen, die einer Belastung durch Lärm ausgesetzt sind, in Zukunft wesentlich zu senken, auch angesichts des städtischen Wachstums und der gestiegenen Mobilitätsnachfrage. Eine deutliche Verringerung der Zahl der Menschen, die schädlichen Lärmpegeln ausgesetzt sind, wird eher dadurch erreicht werden, dass man nicht nur auf einzelne Maßnahmen setzt, sondern auf eine Kombination verschiedener Maßnahmen, einschließlich technologischer Verbesserungen, ehrgeiziger Lärmschutzmaßnahmen, einer besseren Stadt- und Infrastrukturplanung und Verhaltensänderungen bei den Menschen selbst.
Eulalia Peris
Expertin für Umgebungslärm der EUA
Das Interview wurde in der Ausgabe vom März 2020 des EUA-Newsletters 01/2020 veröffentlicht.
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