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Unseren jüngsten Schätzungen zufolge können mindestens 253 000 Todesfälle in der EU im Jahr 2021 auf die Exposition gegenüber Feinstaubwerten oberhalb des Richtwerts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 5 µg/m3 zurückgeführt werden. Trotz des positiven Trends ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung nach wie vor auffallend hoch.
Vor allem die am stärksten gefährdeten Gruppen in unserer Gesellschaft sind unverhältnismäßig stark von den Folgen der Luftverschmutzung betroffen, wobei soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten mit der Belastung durch schlechtere Luftqualität zusammenhängen. Kinder und ältere Menschen leiden in der Regel am meisten unter den gesundheitlichen Folgen durch das Einatmen verschmutzter Luft, und Menschen mit geringerem Einkommen leben häufig in den am stärksten verschmutzten Gebieten.
Nicht nur Todesfälle, z. B. aufgrund von Krebs- und Herzerkrankungen, stehen in direktem Zusammenhang mit der Luftverschmutzung, ihre Folgen haben auch Auswirkungen auf die Lebensqualität von Menschen mit Vorerkrankungen. Viele von uns leiden oder haben Familienmitglieder, die an Krankheiten wie Asthma, Herzkrankheiten oder Diabetes leiden, und wissen, wie sehr die Luftverschmutzung unsere Fähigkeit, einfache tägliche Aufgaben zu erledigen, beeinträchtigen kann. Zudem sollten wir die erheblichen Kosten, mit denen unsere Gesundheitssysteme aufgrund der Luftverschmutzung belastet werden, nicht vergessen.
Hinzu kommen die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, wie die Hitzewellen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, oder die durch den Klimawandel bedingten Waldbrände, die das Problem ebenfalls verschärfen. Auch Veränderungen der Wettermuster können die Risiken der Luftverschmutzung erhöhen. So können beispielsweise die bodennahen Ozonkonzentrationen in heißen und trockenen Perioden ansteigen. Ferner können abnehmende Niederschlagsmengen zu höheren Feinstaubkonzentrationen in der Luft führen.
In Kombination können Luftverschmutzung und extreme Hitze zu höheren Sterblichkeitsraten führen, insbesondere unter älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Angesichts dieses erhöhten Risikos sind noch dringendere Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung, zur Verringerung der damit verbundenen Erkrankungen und zur Erhöhung der Fähigkeit der Bevölkerung, mit höheren Temperaturen zurechtzukommen, erforderlich. Besonders gravierend ist die Mischung aus Verschmutzung und Wärme in Städten mit schlechter Luftqualität sowie der Wärmeinseleffekt in städtischen Gebieten, der zu noch höheren lokalen Temperaturen führt.
Vielleicht fragen Sie sich, warum Maßnahmen ergriffen werden müssen. Die Antwort darauf lautet, dass diese auf die Luftverschmutzung zurückzuführenden Todesfälle verhindert werden können. Denn wir können das tägliche Leben von Millionen Europäerinnen und Europäern verbessern, deren Gesundheit und Lebensqualität durch die Luftverschmutzung auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt werden.
Dank der EU-Rechtsvorschriften und Maßnahmen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene konnte die Zahl der Todesfälle, die auf Feinstaubverschmutzung in der EU zurückzuführen sind, in den letzten zwei Jahrzehnten fast halbiert werden. Europa befindet sich auf dem richtigen Weg, das Ziel des Null-Schadstoff-Aktionsplans, die Zahl dieser Todesfälle bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 55 % zu senken, zu erreichen.
Dennoch wird auch bei Erreichen dieses Ziels Jahr für Jahr eine erhebliche Zahl von Todesfällen zu beklagen sein. Um die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger zu schützen, sollten sowohl die EU als auch alle Mitgliedstaaten letztlich darauf hinarbeiten, die Leitlinien der WHO zur Luftverschmutzung einzuhalten. Durch die Stärkung der bestehenden Standards in den EU-Rechtsvorschriften sowie durch Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen im Einklang mit den Klimazielen der EU wird dieses Ziel unterstützt.
Die jüngsten Klimaverhandlungen in Dubai, COP28, wurden mit einem bedeutenden Übereinkommen abgeschlossen, in dem unter anderem eine noch schnellere Senkung der Emissionen und eine Abkehr von fossilen Brennstoffen vorgesehen wird. Mit dem Übereinkommen werden Maßnahmen zur weiteren Annäherung an die 1,5 °C-Grenze gefordert, die ebenfalls dazu beitragen sollen, die Risiken der kombinierten gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze und Luftverschmutzung zu verringern.
In vielen Fällen werden durch Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels oder zur Verbesserung der Luftqualität positive Ergebnisse für beide Vorhaben erzielt. So können Schadstoff- und Treibhausgasemissionen beispielsweise durch ein nachhaltiges Mobilitäts- und Energiesystem, einschließlich der Heizung und Kühlung von Gebäuden, verringert werden. Ebenso können erhebliche Senkungen der Treibhausgasemissionen das erhöhte Risiko mindern, dem wir aufgrund der kombinierten Auswirkungen von Luftverschmutzung und extremer Hitze ausgesetzt sind. Klimaschutzmaßnahmen, mit denen lokalen Gemeinschaften greifbare Vorteile in Form von sauberer Luft und besserer Gesundheit geboten werden, werden von diesen Gemeinschaften ebenfalls eher begrüßt.
Bei der Festlegung und Umsetzung lokaler Politiken und Maßnahmen spielt Wissen eine entscheidende Rolle. Entscheidungsträger auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene müssen sich den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und der Ökosysteme sowie der Dringlichkeit, die am stärksten Betroffenen zu schützen, vollends bewusst sein. Ein ausgeprägteres öffentliches Bewusstsein für die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit kann auch dazu beitragen, neue Politiken und Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität stärker zu unterstützen.
Die Europäische Umweltagentur bietet eine Vielzahl von Produkten an, von jährlichen Analysen über Datensätze und Indikatoren bis hin zu Apps zur Luftqualität, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, die Luftqualität dort zu überprüfen, wo sie leben. Wir sind weiterhin bestrebt, den politischen Entscheidungsträgern und der europäischen Öffentlichkeit aktuelles, relevantes und zuverlässiges Wissen zur Verfügung zu stellen.
Wir sollten nicht vergessen, was sauberere Luft bedeutet: ein gesünderes Leben für alle.
Ich wünsche Ihnen allen schöne Feiertage und ein frohes neues Jahr.
Leena Ylä-Mononen
Exekutivdirektorin der EUA
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