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Im diesjährigen Bericht wird unterstrichen, dass sich die Schadstoffkonzentrationen in der Luft in ganz Europa weiterhin langsam verbessern. Allerdings haben diese weiterhin erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Luftverschmutzung führt noch immer zu einer niedrigeren Lebensqualität, weil sie Krankheiten auslöst. Unser aktualisierter Bericht enthält auch eine neue Schätzung der gesundheitlichen Auswirkungen der bedenklichsten Luftschadstoffe wie PM2,5, das 2013 für schätzungsweise 467 000 vorzeitige Todesfälle in 41 europäischen Ländern verantwortlich war.
Die Gesundheitsrisiken aufgrund von Luftverschmutzung sind dank Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation bestens bekannt, und in ganz Europa sind sich die Menschen zunehmend bewusst, dass das Problem ernst ist. Wir sind der Luftverschmutzung jeden Tag ausgesetzt. Man sieht sie nicht, aber man kann es wirklich fühlen, wenn die Luftverschmutzung hoch ist.
In dem Bericht werden die Auswirkungen des Straßenverkehrs auf die Luftverschmutzung hervorgehoben. Dies ist ein Thema, das in Verbindung mit mehreren europäischen Städten, darunter Paris und London, vor kurzem auch in den Schlagzeilen war.
Der Straßenverkehr ist der größte Erzeuger von Stickstoffdioxid (NO2), einem der gesundheitsschädlichen Hauptschadstoffe. Dieser Schadstoff ist auch ein Vorläufer von Ozon und Feinstaub, die sich in der Luft bilden können. Der Verkehr ist aber auch eine wesentliche Quelle von primärem Feinstaub, und zwar nicht nur aufgrund der Kraftstoffverbrennung, sondern auch aufgrund des Verschleißes von Reifen und Bremsen. Darüber hinaus ist der Verkehr ein sehr wesentlicher Verursacher von Treibhausgasemissionen.
Der Straßenverkehr nimmt auch einen großen Teil unseres öffentlichen Raums ein - man denke zum Beispiel an Verkehrstaus. Er verursacht aber auch Lärm. Es handelt sich also um ein mehrdimensionales Problem.
Selbstverständlich stellt niemand in Frage, dass Verkehr und Mobilität in unserem Alltag eine wichtige Rolle spielen, doch kann Mobilität auch nachhaltiger gestaltet werden. Viele Städte in ganz Europa ergreifen bereits Maßnahmen und versuchen, nachhaltigere Mobilitätssysteme aufzubauen. Maßnahmen wie die Erhebung von Gebühren für die Benützung staugefährdeter Straßenabschnitte („City-Maut“) helfen nur kurzfristig. Daher müssen wir auch längerfristige, grundlegende und innovative Änderungen unseres Verkehrssystems ins Auge fassen, um unser Allgemeinbefinden zu verbessern.
Was Holzheizungen und Kaminöfen betrifft, stellen sie ein größeres Problem dar, als viele denken mögen, insbesondere im Winter. Viele Menschen, insbesondere in Ost- und Nordeuropa, machen ihre Holzheizungen oder Kaminöfen an, die sehr viel PM2,5 ausstoßen. Die Verbrennung von Kraftstoff aller Arten für die Beheizung von Haushalten, Geschäftsgebäuden und anderen Verwaltungsgebäuden ist derzeit der größte Verursacher von PM2,5. Der gesamte Sektor ist für mehr als die Hälfte des gesamten PM2,5-Ausstoßes auf europäischer Ebene verantwortlich.
Ein weiteres Problem kann im Winter auftreten, wenn bei windschwacher Wetterlage ein Groβteil dieser Emissionen aufgrund einer Inversionswetterlage tendenziell nahe über dem Boden hängen bleibt. Bei solchen Bedingungen bleibt die kältere Luft in den tiefer liegenden Schichten der Atmosphäre. Kältere Luft hat eine höhere Dichte und verhindert die Vermischung und Ausbreitung der Emissionen in höher gelegene Schichten der Atmosphäre, sodass die Luftverschmutzung nahe des Bodens bleibt.
Einer der Hauptbeiträge der EUA besteht in der Bereitstellung von Wissen und Daten, die politische Entscheidungsträger benötigen, um fundiertere Entscheidungen zur Luftgüte treffen zu können. Daruber hinaus trägt unsere Arbeit dazu bei, das Problembewusstsein der Öffentlichkeit zu schärfen, was ebenso wichtig ist.
Wir sammeln offizielle Daten über die Luftverschmutzung von europäischen Ländern, die wir für unsere regelmäßigen Beurteilungen der Luftqualität in Form von Berichten und Indikatoren verwenden. Außerdem teilen wir unsere Luftqualitätsdaten mit vielen anderen Interessenträgern, darunter mit der Öffentlichkeit, nationalen oder regionalen Behörden und dem EU-Satellitenprogramm Copernicus. Darüber hinaus nehmen wir regelmäßig an Seminaren, Konferenzen und Tagungen auf europäischer und internationaler Ebene teil, wo wir die Thematik diskutieren und unsere Ergebnisse teilen, was wiederum ein Anreiz für die politischen Entscheidungsträger ist, tätig zu werden. Luftverschmutzung ist mit einem breiten Spektrum von Politikfeldern verknüpft – daher lautet eine unserer Prioritäten, integrierte bereichsübergreifende Strategien und Maßnahmen zu fördern.
Die überwiegende Mehrheit unserer Daten wird an ortsfesten Luftgütemessstationen erhoben, die von nationalen und lokalen Behörden in unseren Mitgliedsländern betrieben werden. Inzwischen stellen wir allerdings fest, dass auch andere Technologien eingesetzt werden, etwa Datenerhebung mithilfe von Satelliten im Rahmen des EU-Programms Copernicus. Dies ist eine ziemlich neue Entwicklung. Die EUA arbeitet mit den Copernicus Diensten zur Atmosphärenüberwachung zusammen, und unser EUA Team für Luftqualität verwendet auch einige dieser Daten für unsere Arbeit. Durch Kombination von Satelliteninformationen und Modellierung erzielen wir eine bessere räumliche Darstellung der Schadstoffkonzentrationen. Anstatt Daten nur von bestimmten Messstationen in bestimmten Abständen zu erhalten, können wir uns auf diese Weise ein viel umfassenderes Bild machen. Es ist jedoch unbedingt notwendig, die Modellierungsergebnisse anhand von Beobachtungen vor Ort zu bestätigen. Dafür sind die Daten, die die EUA von den Ländern in ganz Europa bekommt, unerlässlich.
Wir stellen aber auch fest, dass die Bürger die Luftverschmutzung vor Ort anhand von Sensoren überwachen. Dies ist eine neue Informationsquelle, wobei die Präzision dieser Geräte noch verbesserungswürdig ist. Diese Geräte sind zwar noch nicht 100 % zuverlässig, doch handelt es sich dabei um eine neu aufkommende Technologie, die eine hervorragende Möglichkeit darstellt, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und Gemeinden stärker in die Bewältigung der Luftverschmutzung einzubeziehen. Diese Technologie könnte zu gegebener Zeit ebenfalls zu einer guten zusätzlichen Informationsquelle werden.
Alberto González Ortiz
Das Interview wurde in der Ausgabe Nr. 2016/04 des EUA-Newsletters vom Dezember 2016 veröffentlicht.
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