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Der Begriff „Prosum“ ist sehr weit gefasst, und die Definitionen überschneiden sich häufig. Im engeren Sinne sind Prosumenten Personen, Einrichtungen oder Kleinunternehmen, die zugleich Energie erzeugen und verbrauchen, die also sowohl produzieren als auch konsumieren. Wir verwenden den Begriff aber für alle diejenigen, die sich aktiv in die Energieversorgung einbringen, indem sie beispielsweise durch die Nutzung ihrer Batteriespeicher dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren. Prosumenten können einzeln oder gemeinsam tätig werden, z. B. in einer Energiegenossenschaft.
Der aktuelle EUA-Bericht „
“ (Energieprosumenten in Europa – Bürgerbeteiligung bei der Energiewende) befasst sich mit diesem Konzept, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! Ich möchte nur einmal drei Vorteile herausgreifen. Erstens sind Prosumenten in der Regel weniger stark von hohen Energiepreisen betroffen, da sie häufig einen Teil der Energie erzeugen, die sie verbrauchen. Zweitens installieren viele Prosumenten die Anlagen auf ihren Dächern, wodurch der Bedarf an zusätzlichen Flächen gesenkt wird. Drittens werden diese Projekte hauptsächlich von den Haushalten selbst finanziert, sodass sie eine gute Möglichkeit darstellen, private Ersparnisse in die Energiewende zu investieren.
Allerdings gibt es auch erhebliche Nachteile. Einer der größten Nachteile besteht darin, dass Projekte von Prosumenten häufig weniger kosteneffizient sind als Großprojekte, die eben einfach Größenvorteile haben. Ein Kritikpunkt sind auch die hohen Vorlaufkosten einiger Prosumentenmodelle, denn nicht alle können sich solch eine Anlage leisten.
Und schließlich bin ich der Meinung, dass das künftige System der Energieversorgung stärker dezentralisiert und eine Mischung aus Groß- und Kleinanlagen sein wird, die über ein flexibles intelligentes Stromnetz verbunden sein werden.
Da gibt es viele Möglichkeiten. Ein Haushalt kann mitunter seinen gesamten Strombedarf durch Eigenerzeugung decken, vor allem in Kombination mit Batteriespeichern und einer Wärmepumpe. Kleinere Projekte können in der Regel relativ schnell umgesetzt werden, also beispielsweise in Zeiten, in denen die Energiepreise steigen.
Tatsächlich beobachten wir in den letzten Monaten eine enorme Nachfrage nach Solardächern. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Tempo, in dem Prosumentenprojekte durchgeführt werden können, drosseln. So gibt es z. B. derzeit Lieferengpässe bei Solarpaneelen und deren Komponenten. Die Genehmigung einer solchen Anlage kann auch zu Verzögerungen führen, ebenso der Fachkräftemangel. Natürlich haben auch nicht alle ein Dach, das mit Solarpaneelen bedeckt werden kann.
Solardächer sind die Standardtechnologie. Einige gemeinschaftliche Prosumenten investieren jedoch auch in andere Technologien wie Windkraft, kleine Wasserkraftwerke oder Fernwärme.
In den Neufassungen der Richtlinie zu erneuerbaren Energien und der Richtlinie zum Elektrizitätsbinnenmarkt werden verschiedene Arten von Prosumenten definiert und deren Rechte und Pflichten im Einzelnen festgelegt. Der größte Impuls für das Prosumkonzept kam jedoch im vergangenen Mai durch das vorgeschlagene REPowerEU-Plan und die darin angekündigte Solardächer-Initiative. Dieser Vorschlag enthält eine rechtliche Verpflichtung zur Installation von Solarpaneelen auf neuen Gebäuden und ermutigt die Länder, Bürokratie abzubauen, Anreize zu schaffen und die Bürger zu beraten, wie sie Prosumenten werden können. Das hat wirklich viel verändert.
Dies hängt sehr vom Prosumentenmodell ab, und davon gibt es zahlreiche. Zum Beispiel sollte jemand, der auf seinem Dach Solarpaneele installieren möchte, sich bewusst sein, dass er erst einmal einiges an Geld investieren muss. Dann kommen noch die Planung und das Genehmigungsverfahren hinzu, und man muss auch damit rechnen, dass man bei den Fachbetrieben lange auf einen Termin warten muss.
Im Gegensatz dazu kann der Beitritt zu einer großen Energiegenossenschaft fast so einfach sein wie ein Wechsel Ihres Energieversorgers. Das ist sehr unterschiedlich, am wichtigsten ist es jedoch, diese Zugangshindernisse abzubauen, um eine schnellere Umsetzung des Prosumkonzepts zu ermöglichen.
Ein klarer, stabiler und gut ausgearbeiteter politischer Rahmen ist das A und O. In einigen Ländern ist das Prosumkonzept noch nicht richtig in nationale Rechtsvorschriften und Regelungen aufgenommen worden. Dadurch wissen potenzielle Prosumenten oft nicht, woran sie sind. Häufig können auch der Zugang zu Finanzmitteln und der Mangel an Informationen ein solches Projekt erschweren. Nationale oder regionale Behörden können zentrale Anlaufstellen einrichten, wo sich Bürgerinnen und Bürger über technische und regulatorische Aspekte sowie über Fördermöglichkeiten informieren können. Die staatlichen Stellen sollten auch den Fachkräftemangel angehen und die Berufsbildung an die Erfordernisse des Marktes anpassen.
Derzeit erstellen wir ein EUA-Briefing zu Prosumenten und Städten. Dabei handelt es sich um eine kurze Einschätzung, die wir in den kommenden Monaten online veröffentlichen werden. Sie enthält eine Analyse der spezifischen Faktoren, die Prosumenten in städtischen Gebieten betreffen, und geht der Frage nach, wie Städte und Gemeinden Prosumenten unterstützen können.
Javier Esparrago
Energie- und Umweltexperte der EUA
Interview veröffentlicht im Newsletter 03/2022 der EUA
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