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Aufgrund seiner geografischen Lage ist Wasserknappheit in Malta naturgegeben. Das mediterrane Klima mit geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen führt zu einer geringen natürlichen Wasserverfügbarkeit und erheblichen Verlusten durch Verdunstung. Außerdem beträgt die Bevölkerungsdichte in Malta etwa 1400 Menschen pro Quadratkilometer. Das heißt, wir verfügen über geringe Wasserressourcen in einem sehr dicht besiedelten Gebiet.
Die Natur kann nur etwa die Hälfte unseres Gesamtbedarfs decken. Seit dem Jahr 1982 „produziert“ Malta Wasser durch Meerwasserentsalzung. Ergänzt wird die Entsalzung durch ein umfangreiches Management von Wasserleckagen und Reparaturprogramm, in das unser öffentlicher Wasserversorger seit den 1990er Jahren stark investiert hat. Dadurch liegt unser heutiger kommunaler Wasserbedarf bei etwa 60 % des Wertes von 1992, was vor allem dem Leckage-Management zu verdanken ist. Außerdem haben wir im vergangenen Jahr ein ehrgeiziges Programm zur Wiederverwendung von Wasser eingeführt, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage weiter zu schließen.
Es gibt konkurrierende Nachfragen, da die natürlichen Wasserressourcen Maltas begrenzt sind. Stadtbewohner und Landwirte fordern mehr Wasser, aber auch die Natur benötigt Wasser. Jeder Wasserwirtschaftsplan, den wir in Malta entwickeln, muss sicherstellen, dass der Wasserbedarf der Natur respektiert und gedeckt wird. Unsere Täler sind zentrale Lebensräume für Ökosysteme, von denen einige endemisch und daher von hohem ökologischem Wert sind. Deshalb gibt es in den Tälern Gebiete, in denen das Betreten und Berühren verboten sind, da die in diesen Tälern lebende Fauna und Flora -sowie deren Wasserbedarf- respektiert werden müssen.
Da die natürlichen Ressourcen nicht ausreichen, ist die „Produktion“ von Süßwasser für uns leider ein Muss und keine Option. Darüber hinaus hat die Entsalzungstechnologie in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen erfahren, insbesondere im Hinblick auf die Energieeffizienz. Die Water Services Corporation (das maltesische Wasserversorgungsunternehmen) führt derzeit umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen an all ihren Entsalzungsanlagen durch – mit Unterstützung des Kohäsionsfonds der EU. Der Energiebedarf für die Erzeugung von einem Kubikmeter Süßwasser aus Meerwasser wird auf 2,8 Kilowattstunden reduziert werden. Vor zehn Jahren waren das fast 6 Kilowattstunden. Die Entsalzungstechnologie ist sehr effizient geworden, und die Industrie bewegt sich kontinuierlich in Richtung höherer Wirkungsgrade.
Die Auswirkungen der Meerwasserentsalzung auf die Meeresumwelt betreffen hauptsächlich die Einleitung von Sole, einem Nebenprodukt des Entsalzungsprozesses. Unsere Meerwasserentsalzungsanlagen sind eher klein und liegen in Gebieten mit starken Meeresströmungen. So ist die abgegebene Menge begrenzt und wird schnell diffundiert. Der Wasserversorger führte Voruntersuchungen zum Abfluss aus unseren Anlagen durch und stellte fest, dass die potenziellen Auswirkungen auf die Meeresumwelt auf die ersten Meter nach der Abflussstelle begrenzt sind. Diese Ergebnisse wurden bereits berücksichtigt und durch eine nachhaltigere Gestaltung der geplanten Abflussanlagen in die Praxis umgesetzt. Diese Studien werden nun im Rahmen eines integrierten LIFE-Projekts fortgesetzt.
Bei der Entscheidung, wo eine Entsalzungsanlage errichtet wird, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Auch die Größe der Anlage ist wichtig, nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Ableitung, sondern auch unter dem Gesichtspunkt der Versorgungssicherheit. Unsere drei Anlagen sind strategisch an verschiedenen Orten an der Küste platziert. In Fällen wie einer Ölverschmutzung, wenn eine Anlage stillgelegt werden muss, können die beiden anderen in Betrieb bleiben.
Ebenso wichtig ist die Geologie des Gebietes. Die Meerwasserentsalzungsanlagen in Malta beziehen ihr Wasser aus Tiefseebrunnen und sind daher auf die reinigende Wirkung des Untergrundes angewiesen. Dies schränkt den Vorbehandlungsaufwand ein, was wiederum die Produktionskosten senkt. Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Planungsaspekt, da die Kosten der Vorbehandlung mit den Kosten der eigentlichen Entsalzung vergleichbar sind.
Die maltesischen Bürger verbrauchen etwa 110 Liter pro Tag und Person, was im Vergleich zu anderen EU-Ländern relativ gering ist. Aber es gibt auch neue Belastungen, die zu berücksichtigen sind. Beispielsweise kamen im Zusammenhang mit dem jüngsten Wirtschaftswachstum bis zu 50 000 Ausländer zum Arbeiten nach Malta. Auch der Tourismussektor ist stetig gewachsen und trägt schätzungsweise zu einer vergleichbaren Bevölkerung von rund 40 000 Menschen bei. Mehr Menschen auf den Inseln bedeuten einen höheren Wasserbedarf. Außerdem haben die Menschen unterschiedliche Wasserverbrauchsgewohnheiten. Wenn man es gewohnt ist, in einem wasserreichen Land 250 Liter Wasser pro Tag zu verbrauchen, ist es schwierig, diesen Wert innerhalb weniger Tage auf 110 Liter zu reduzieren. Die Energie- und Wasserbehörde führt derzeit eine umfangreiche Wassereinsparkampagne durch, die solche demographischen und sozioökonomischen Trends berücksichtigt, um die Wassernachfrage umfassend zu steuern.
In diesem Zusammenhang kann die Wasserpreisgestaltung sicherlich eine Rolle spielen. In Malta ist der Preis für private Haushalte bereits hoch: Für die ersten 33 Kubikmeter im Jahr zahlen die Nutzer 1,39 Euro pro Kubikmeter. Wird diese Menge überschritten, erhöht sich der Preis auf 5,14 Euro pro Kubikmeter. Dieser steigende Blocktarifmechanismus ist also schon an sich ein Anreiz, den Wasserverbrauch zu begrenzen.
In ähnlicher Weise hilft der Markt den Menschen, weniger zu konsumieren. Zum Beispiel ist es heute sehr schwierig, einen neuen WC-Spülkasten mit großem Volumen zu kaufen. Wenn Sie einen Wasserhahn kaufen, wird er wahrscheinlich bereits mit einem Belüfter ausgestattet sein. Waschmaschinen und Geschirrspüler sind zunehmend wasser- und energieeffizient.
Auch das Wasserrecycling birgt ein großes Einsparpotential, das wir zu erschließen begonnen haben.
Wir konzentrieren uns auf zwei Systeme: die landwirtschaftliche Nutzung und die häusliche Nutzung. Das landwirtschaftliche System plant, durch Reinigungsanlagen pro Jahr sieben Millionen Kubikmeter recyceltes Wasser zu produzieren. Dies entspricht nach unseren Schätzungen einem Drittel des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs.
In den Haushalten werden in etwa 30-45 % des Wassers zum Duschen und ein vergleichbarer Anteil zum Spülen verwendet. Die Verwendung von relativ sauberem Duschwasser beim Spülvorgang, bei dem kein direkter Kontakt mit Menschen besteht, könnte den täglichen Verbrauch von 110 Litern auf rund 70 Liter pro Person reduzieren. Das Einsparungspotenzial ist enorm, aber unser Hauptanliegen ist immer die öffentliche Gesundheit. Die Technologie muss sicher sein, denn letztlich geht es um unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Familien.
Die Agrarwirtschaft braucht Wasser. Die Förderung von Wasser direkt aus den Grundwasserleitern ist eine relativ kostengünstige und lokale Lösung. Das Problem ist, dass Maltas Grundwassersysteme in direktem Kontakt mit dem Meerwasser stehen und über eine begrenzte Entnahmekapazität verfügen. Die Entnahme großer Mengen Süßwasser aus den Grundwasserleitern hätte das Eindringen von Meerwasser zur Folge, was die Gesamtqualität des Grundwassers beeinträchtigen und es unbrauchbar machen würde. In dem Fall verlieren selbstverständlich alle.
Um zu steuern, wie viel Grundwasser entnommen wird, wurden in den letzten Jahren fast alle registrierten privaten Bohrungen mit Zählern ausgestattet. Somit haben wir nun einen umfassenderen Überblick über den Wasserverbrauch und -bedarf in der Agrarwirtschaft. Wir bieten auch eine alternative Versorgung für Landwirte an: hochwertig aufbereitetes Abwasser – abgedeckt durch Maltas „New Water“-Programm.
Dabei spielt die Sichtweise eine große Rolle. Wir müssen die Wahrnehmung von „recyceltem“ Wasser als „Abwasser“ ändern. Um die Akzeptanz in der Agrarwirtschaft zu erhöhen, erläutern wir das Qualitätsniveau, das durch das neue Behandlungsverfahren erreicht wird. Wir zeigen außerdem, dass die Verwendung dieses Wassers keine negativen Auswirkungen auf die Pflanzen hat.
Auch Preisanreize werden zu diesem Zweck eingesetzt. Für „neues Wasser“ wird ein steigender Blocktarifmechanismus eingeführt. Der erste Tarifbereich gilt vorerst nicht für den Agrarsektor, um die Annahme von Recyclingwasser zu fördern.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Entwicklung von kleinen Regenwasserspeichern im Gelände. Seit dem EU-Beitritt Maltas ist die Zahl der Anträge für die Errichtung dieser Speicher, unterstützt durch den EU-Agrarfonds für regionale Entwicklung, stark gestiegen.
Der Wassersektor ist eine der wichtigsten Prioritäten für Malta im Rahmen des EU-Kohäsionsfonds. Derzeit konzentrieren wir uns auf eine Reihe von vertikalen Investitionen in die Infrastruktur: die Verbesserung der Energieeffizienz der Meerwasserentsalzung, das New Water-Programm, die Steigerung der Effizienz der Wasserversorgung, die Modernisierung und Regulierung des Abwassersammelnetzes, die Erprobung innovativer Technologien, Wassereinsparkampagnen und das Management der Grundwasserentnahme.
Diese Maßnahmen werden dann gemeinsam mit den wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die im zweiten Bewirtschaftungsplan für die Einzugsgebiete Maltas festgelegt wurden, in einem integrierten Projekt zusammengeführt. Dieses integrierte Projekt wird ebenfalls aus dem LIFE-Programm der EU finanziert und umfasst die Sensibilisierung, die Förderung der Einführung neuer Technologien und Praktiken sowie die Lösung von Governance-Fragen. Wir untersuchen auch, wie wir dieses Wissen mit anderen Inseln und Küstengebieten im Mittelmeer durch europäische und andere regionale Initiativen teilen können.
Spezifische Faktoren – wie unsere hohe Bevölkerungsdichte und unser ausgeprägter Tourismussektor, die Nutzung der Küstengebiete und der Meeresgewässer zu kommerziellen sowie Freizeitzwecken – belasten die Meeresumwelt. In den letzten Jahren gab es jedoch erhebliche Verbesserungen, die vor allem durch EU-Mittel und -Vorschriften erleichtert wurden. Ein wichtiges Beispiel ist die Verbesserung der Qualität unserer Küstengewässer – die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass unsere Badegewässer „erstklassig“ sind. Zweifellos hat die Umsetzung der EU-Richtlinie über die Aufbereitung von städtischem Abwasser mit drei neuen Kläranlagen zu dieser Verbesserung beigetragen.
Wir untersuchen auch, wie wir das Nährstoffmanagement in der Agrarwirtschaft verbessern und die Verschmutzung durch ablaufendes Wasser reduzieren können. Die Qualität der Küstengewässer ist für Malta von entscheidender Bedeutung. Angesichts der hohen Bevölkerungsdichte Maltas gehört auch der Aufenthalt am Meer in den Sommermonaten zu unserem täglichen Leben, so dass saubere Strände und hochwertige Badegewässer nicht nur für den Tourismus, sondern auch für uns wichtig sind.
Manuel Sapiano
Leitender politischer Beamter (Wasser)
Energie- und Wasserbehörde, Malta
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