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Die EUA hat für ihren Bericht über die Vermeidung von Plastikabfällen in Europa „Preventing plastic waste in Europe“ Initiativen der EUA-Mitgliedsländer zur Vermeidung von Plastikabfällen untersucht. Wir versuchen zu erfassen, welche Arten von Maßnahmen die Staaten ergreifen, um die Menge der Plastikabfälle bzw. die Menge der gefährlichen Stoffe im Plastikabfall zu reduzieren, und diese Maßnahmen zu analysieren. Im Wesentlichen nutzen die EU-Mitgliedstaaten ihre Abfallvermeidungsprogramme, um ihre Bemühungen zur Vermeidung von Plastikabfällen zu strukturieren. Diese Programme beinhalten jedoch breit angelegte Maßnahmen und zielen nicht unbedingt konkret auf Plastik ab, sondern auf Verpackungsmaterial generell. Unsere Analyse ergab aber, dass die Mitgliedstaaten sehr aktiv sind, um Plastiktüten zu vermeiden. Sie haben viel unternommen und können bei der Einschränkung der Verwendung solcher Tüten beeindruckende Ergebnisse vorweisen.
In der jüngsten Zeit haben Plastikabfälle einschließlich der Abfälle im Meer große Aufmerksamkeit erregt. Das Hauptproblem hierbei ist jedoch der unvermindert steigende Verbrauch von Plastik, die zwangsläufig einmal zu Müll werden. In Zukunft wird immer mehr Plastikabfall erzeugt werden, und wir müssen uns dieser Herausforderung stellen. Zur Vermeidung dieses Abfalls halte ich es für richtig, Verpackungsabfälle in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen, weil Verpackungen den größten Anteil an unserem Plastikverbrauch ausmachen, gefolgt von Plastik im Elektroniksektor und im Baugewerbe. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass wir für die Bewältigung des Problems noch keine konkreten Zielvorgaben haben. Zielvorgaben können motivierend wirken. Gegenwärtig wird rund ein Drittel des erzeugten Plastikmülls recycelt; dieser Trend nimmt zu, allerdings sind hierin auch die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU enthalten. In dem vorliegenden Bericht der EUA geht es nicht um Abfallmanagement und Abfallausfuhren; dieses Themenfeld wird in einem weiteren demnächst erscheinenden EUA-Briefing über Ausfuhren von Plastikmüll behandelt. In Anbetracht des zunehmenden Verbrauchs wird die Vermeidung von Plastikabfällen eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung der erzeugten Abfallmengen spielen.
Wir weisen in dem Bericht darauf hin, dass zur Vermeidung von Abfällen und insbesondere von Plastikabfällen viel getan werden muss, z. B. gezieltere Maßnahmen gegen die Plastikarten, die wie Einwegverpackung die Umwelt am stärksten belasten. Entwicklungen wie die zunehmende Popularität des Einkaufs über das Internet haben den Verbrauch von Verpackungen ansteigen lassen, und die Bewältigung dieses wachsenden Abfallberges gleicht einer Aufholjagd. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen sind überwiegend allgemeiner Art und betreffen Plastikerzeugnisse generell. Zudem sind die Maßnahmen nicht verpflichtend und beschränken sich beispielsweise auf Informationen oder freiwillige Vereinbarungen. Notwendig sind gezieltere und konkretere Maßnahmen wie sie in der neuen Richtlinie zu Einwegplastikartikeln beschrieben sind. Auch eine Diversifizierung der Maßnahmen würde sich positiv auf die Staaten auswirken; hierzu müssten andere Maßnahmen wie marktorientierte Instrumente, erweiterte Regelungen der Herstellerverantwortung mit einer Gebührenanpassung usw. eingeleitet werden.
Die Europäische Kommission und die EU haben nun eine (2018 gebilligte) Plastikstrategie eingeführt, und das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedstaaten haben vor kurzem die Richtlinie zu Einwegplastikartikeln fertiggestellt und verabschiedet. Diese beiden aktuellen Beispiele sind in der Bestandsaufnahme der nationalen Maßnahmen zur Abfallvermeidung in unserem Bericht noch nicht berücksichtigt. Es wird aber damit gerechnet, dass sich sowohl die Umsetzung der Richtlinie als auch die Anregungen, die von der Plastikstrategie ausgehen werden, darauf auswirken werden, welche Schritte die einzelnen Staaten zur Vermeidung von Plastikabfall in der nahen Zukunft unternehmen werden.
Seit 2013 hat die EUA eine Reihe von Berichten über Abfallvermeidung herausgebracht; mit dem vorliegenden Bericht wird diese Reihe abgeschlossen. Er enthält Informationen über den aktuellen Stand der Dinge sowie künftige Perspektiven. Bei der EUA können wir uns zu möglichen Richtungen in der Politik äußern, and wir können auch nützliche Informationen über bewährte Verfahren bereitstellen. Wir beschränken uns überwiegend auf die Erfassung und Beschreibung der Situation in den EUA-Mitgliedsländern und stellen Optionen für Verbesserungen vor. Die EUA hat den Auftrag, die Fortschritte bei der Vermeidung von Abfällen und die Entwicklung hin zur Entkopplung der Abfallerzeugung vom Wirtschaftswachstum zu beobachten. In Zukunft werden wir entsprechend der geänderten Rechtsvorschriften alle zwei Jahre über die Vermeidung von Abfällen berichten, wobei jedes Mal ein anderes Thema beleuchtet wird. Die Überwachung der erzielten Fortschritte und die Bewertung der Umsetzung durch die EU-Mitgliedstaaten werden dabei stets im Vordergrund stehen. Der nächste Bericht wird 2021 erscheinen. Die EUA erarbeitet auch Informationsblätter, in denen sie die Umsetzung auf Länderebene beschreibt; diese werden gegenwärtig überarbeitet.
Ioannis Bakas
EUA-Sachverständiger für Abfallvermeidung
Das Interview wurde im Juni 2019 im EUA-Newsletter 02/2019 veröffentlicht.
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