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2. Allgemeine Schlußfolgerungen
PROBLEME
Tabelle 1 enthält eine zusammenfassende Bewertung der Fortschritte in den letzten (circa) fünf Jahren in bezug auf die 12 wichtigsten Umweltprobleme, die im Dobris-Lagebericht aufgezeigt wurden und in diesem Bericht untersucht werden.Dabei wird unterschieden zwischen Fortschritten im politischen Bereich und Fortschritten bei der Verbesserung des Umweltzustands - die manchmal erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Entwicklung politischer Maßnahmen folgt. Zweifellos ist die Datenbasis dieser Bewertung für manche Bereiche zuverlässiger als für andere. Besonders schwach ist sie für die Bereiche chemische Stoffe, Artenvielfalt und städtische Umwelt. So basiert beispielsweise das "Neutralzeichen" in bezug auf politische Fortschritte bei der Verringerung des troposphärischen Ozons auf einer solideren Grundlage und Definition als die gleiche Beurteilung im Bereich chemische Stoffe, wo die Bewertung durch ein verändertes Verständnis der zugrundeliegenden Probleme und einen eklatanten Datenmangel behindert wurde.
Tabelle 1
Umweltproblem FORTSCHRITT
PolitikFORTSCHRITT
Zustand der UmweltKlimaveränderung +/- - Ozonabbau in der Stratosphäre + - Versauerung + +/- Troposphärisches Ozon +/- - hemische Stoffe +/- +/- Abfall - - Artenvielfalt +/- - Binnengewässer +/- +/- Meeres- und Küstenumwelt +/- - Bodendegradation - - Städtische Umwelt +/- +/- Technologische und natürliche Gefahren + +
Legende:: + Positive Entwicklung bei der Entwicklung von Politiken oder dem Zustand der Umwelt +/- Gewisse Entwicklungen im politischen Bereich, die aber nicht ausreichen, um das Gesamtproblem anzugehen (einschließlich unzureichender geographischer Abdeckung). Geringe oder keine Veränderung im Zustand der Umwelt. Kann auch für unklare oder unterschiedliche Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen stehen. - Geringe Entwicklung im politischen Bereich oder ungünstige Entwicklung im Zustand der Umwelt. Kann auch für anhaltend starke Umweltbelastung oder schlechten Zustand der Umwelt stehen.
Atmosphäre
Durch intensive Anstrengungen über mehrere Jahre hinweg zur Koordinierung von Politiken und Maßnahmen zur Verringerung schädlicher Emissionen und Verbesserung der Luftqualität innerhalb und außerhalb Europas konnten in den meisten europäischen Staaten erhebliche Emissionsverringerungen bei verschiedenen umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffen erreicht werden. Dazu gehören Schwefeldioxid, Blei und Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen. In geringerem Umfang wurden auch Verringerungen im Ausstoß von Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) erreicht.In Westeuropa wurden diese Veränderungen vor allem durch die Umsetzung politischer Maßnahmen zur Emissionsverringerung und durch Strukturveränderungen in der gewerblichen Produktion sowie eine Umstellung auf schadstoffärmere Kraftstoffe bewirkt. In Mittel- und Osteuropa stand die drastische Verringerung von Energieeinsatz und Industrieproduktion im Vordergrund, die als Folge der wirtschaftlichen Strukturveränderungen eintrat und eine erhebliche Verringerung von Verbrauch und Emissionen nach sich zog.
Tabelle 2 zeigt die Fortschritte in Richtung auf die Zielvorgaben für die Verringerung der Emissionen in die Luft. Nur für die in dieser Tabelle genannten Luftschadstoffe wurden in den Übereinkommen und Protokollen auf gesamteuropäischer Ebene Zielvorgaben aufgestellt.
Tabelle 2: Fortschritte in Richtung auf die Zielvorgaben
Situation im Jahr: Zielvorgabe Zielindex (jahr) Fortschritt 1990=100 1985 1990 1995 Klima-veränderung
CO2 -Emissionen
UNO-Klimakonvention Ziel: Stabilisierung der CO2-Emissionen auf den Stand von 1990 bis zum Jahr 2000 (vor Kyoto). Ziele von Kyoto siehe Text. Westeuropa 97 100 97 100 (2000) Zielgemäß, siehe Text MOE .. 100 80 100 (2000) Zielgemäß NUS .. 100 81 100 (2000) Zielgemäß Ozonabbau in der Stratosphäre
FCKW- ProduktionFCKW11, 12, 113, 114, 115 nach ozonschädigendem Potential. Zielvorgabe: Ausstieg aus der FCKW-Produktion bis 1.1.1995, ausgenommen unverzichtbare Einsatzgebiete und Produktion zur Deckung des Grundbedarfs von Entwicklungsländern. Wert 1996: 12. EU 160 100 11 0 (1995) Zielgemäß Versauerung
SO2-EmissionenVorgabe des zweiten Schwefel-Protokolls.
Westeuropa 119 100 71 60 (2000) Erreichung wahrscheinlich MOE 118 100 66 70 (2000) Zielgemäß NUS 131 100 62 90 (2000) Zielgemäß NOx-Emissionen Vorgabe des ersten NOx -Protokolls: Stabilisierung auf dem Niveau von 1987, EU-Zielvorgabe: -30% bezogen auf das Niveau von 1990. Westeuropa 93 100 91 70 (2000) Erreichung nicht wahrscheinlich
MOE 104 100 72 105 (1994) Zielgemäß NUS .. 100 67 99 (1994) Zielgemäß VOC-Emissionen Vorgabe des VOC-Protokolls, ausgenommen natürliche Emissionen. Westeuropa 97 100 89 70 (2000) Erreichung unwahrscheinlich MOE - 100 81 70 (1999) Erreichung unwahrscheinlich NUS - 100 70 70 (1999) Zielgemäß
Hinweis: NUS-Daten beziehen sich nur auf 4 Länder (Moldawien, die Russische Föderation, die Ukraine und Belarus).Protokolle = Protokolle zum Übereinkommen der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UN-ECE) über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung. Obwohl diese Bewertung für das gesamte Territorium durchgeführt wird, gelten die Zielvorgaben nur für die Länder, die die Protokolle ratifiziert haben.
Trotz der aus Tabelle 2 ersichtlichen Fortschritte müssen die Emissionen mehrerer Luftschadstoffe weiter verringert werden, damit die bereits vereinbarten - und für die Zukunft geplanten - Zielvorgaben erreicht werden können. Die meisten bisher erreichten Emissionsverringerungen wurden durch wirtschaftliche Veränderungen und Maßnahmen bewirkt, die auf große Quellen im Industrie- und Energiesektor abzielen. Mit Ausnahme der Maßnahmen gegen verbleites Benzin wurden bei der Verringerung der Emissionen aus diffusen Quellen wie beispielsweise Verkehr und Landwirtschaft weniger Erfolge erzielt, da diese naturgemäß schwerer in den Griff zu bekommen sind und eine stärkere Einbeziehung von Umweltschutzerfordernissen in andere Bereiche der Politik notwendig machen.
Klimaveränderung
Die Treibhausgas-Emissionen konnten zwar in gewissem Maße verringert werden (die Kohlendioxid-Emissionen in Gesamteuropa sanken zwischen 1990 und 1995 um 12%, in Westeuropa gingen sie um 3% zurück), doch diese Verringerungen waren in vielen Fällen auf wirtschaftliche Veränderungen wie beispielsweise die zahlreichen Betriebsschließungen in der osteuropäischen Schwerindustrie und die Umstellung von Kohle auf Gas oder Elektrizität bei der Stromerzeugung in einigen westeuropäischen Ländern zurückzuführen.Die Energiewirtschaft ist der größte Verursacher von Kohlendioxidemissionen (etwa 35% im Jahre 1995), gefolgt von den Sektoren Industrie, Verkehr und private Haushalte + Handel mit etwa gleichen Werten (um 20%), wobei der Anteil des Verkehrs zunimmt. Für die EU ergibt sich aus dem neuesten "Business as usual"-Szenario der Kommission der Europäischen Gemeinschaften eine Erhöhung der Kohlendioxidemissionen um 8% zwischen 1990 und 2010, was in krassem Gegensatz zur aktuellen Zielvorgabe einer Senkung um 8% (für einen "Korb" von sechs Gasen, darunter auch Kohlendioxid) in der Europäischen Union steht, die im Dezember 1997 in Kyoto vereinbart wurde. Ohne Frage sind Maßnahmen in allen Wirtschaftsbereichen und auf allen Ebenen erforderlich, wenn die Zielvorgabe von Kyoto erreicht werden soll.
Abbau der Ozonschicht
Durch die Umsetzung des Protokolls von Montreal und seiner späteren Ergänzungen wurde die weltweite Produktion und Emission von Ozonschicht abbauenden Stoffen um 80 - 90% verringert. Ein Rückgang in ähnlichem Umfang wurde auch in Europa erreicht.Dennoch wird es noch viele Jahrzehnte dauern, bis sich die Ozonwerte in der Stratosphäre erholt haben, da im oberen Bereich der Atmosphäre auch weiterhin ozonschädigende Stoffe vorhanden sind. Angesichts dessen ist es um so wichtiger, daß die Emissionen der verbleibenden zum Abbau der Ozonschicht führenden Stoffe (HFCKW und Methylbromid) verringert und die bestehenden Maßnahmen effektiv durchgeführt werden, damit sich die Ozonschicht in möglichst naher Zukunft wieder erholen kann.
Versauerung
Einige Fortschritte wurden seit dem Dobris-Lagebericht bei der Bekämpfung der Versauerung gemacht, die vor allem auf die kontinuierliche Verringerung der Schwefeldioxidemissionen (50% zwischen 1980 und 1995 in Europa insgesamt) zurückzuführen sind. Die Emissionen von Stickoxiden und Ammoniak sind um 15% zurückgegangen. Für 10% der europäischen Landfläche ist das Niveau der sauren Niederschläge jedoch immer noch überhöht. In bezug auf die verkehrsbedingten NOx-Emissionen hat die Umweltpolitik nicht mit dem steigenden Verkehrsaufkommen Schritt gehalten - durch die zahlenmäßige Zunahme der Kraftfahrzeuge und ihre zunehmende Nutzung wurde die Wirkung technischer Verbesserungen wie weniger umweltbelastende Motoren und Katalysatoren in Personenkraftwagen zunichte gemacht. Das hat dazu geführt, daß der Verkehrssektor zum größten Verursacher von Stickoxid-Emissionen geworden ist. Auf Grund des großen Wachstumspotentials des privaten Kraftfahrzeugverkehrs in den Mittel- und Osteuropa und den Neuen Unabhängigen Staaten wird sich das Problem wahrscheinlich noch verschärfen.
bodennahes Ozon und Sommersmog
Trotz des steigenden Verkehrsaufkommens in Europa konnte durch eine Kombination verschiedener Beschränkungsmaßnahmen in verschiedenen Bereichen und auf Grund der wirtschaftlichen Umstrukturierung in Osteuropa zwischen 1990 und 1995 eine deutliche Verringerung (14%) der Emissionen von Ozon-Vorläufersubstanzen erreicht werden. Sommersmog, ausgelöst durch hohe Konzentrationen von bodennahem Ozon, tritt jedoch nach wie vor in vielen europäischen Ländern häufig auf und bedroht die Gesundheit der Menschen und die Vegetation.Weitere erhebliche Verringerungen der NOx- und NMVOC-Emissionen in der gesamten nördlichen Hemisphäre sind erforderlich, wenn eine signifikante Senkung der Ozonkonzentrationen in der Troposphäre erreicht werden soll. Der zweite Schritt nach dem NOx-Protokoll von 1988 im Rahmen des Übereinkommens der UN-Wirtschaftskommission für Europa über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung (CLRTAP) wird ein auf mehrere Schadstoffe und mehrere Auswirkungen bezogenes Protokoll sein, in dem photochemische Verunreinigung, Versauerung und Eutrophierung behandelt werden. Es wird voraussichtlich 1999 zur Verabschiedung vorliegen und wahrscheinlich auf einschneidendere Emissionsverringerungen abzielen. Besonders schwierig wird die Beschränkung der Emissionen aus dem schnell wachsenden Verkehrssektor sein, der der größte Verursacher von NOx-Emissionen in Gesamteuropa und NMVOC-Emissionen in Westeuropa ist.
In Osteuropa ist nach wie vor die Industrie die Hauptquelle von NMVOC-Emissionen, doch könnte sich dies im Zuge des erwarteten steigenden Verkehrsaufkommens ändern.
chemische stoffe
Das Ausmaß der Bedrohung, die chemische Stoffe für die Umwelt und die menschliche Gesundheit darstellen, ist auf Grund der enormen Anzahl der allgemein verbreiteten chemischen Stoffe und dem unzureichenden Wissen über ihre Wege und Anreicherung in der Umwelt nach wie vor unklar.
Da es schwierig ist, die Toxizität vieler heute verwendeter oder freigesetzter potentiell gefährlicher chemischer Stoffe (und Kombinationen dieser Stoffe) abzuschätzen, zielen einige neuere Beschränkungsstrategien auf eine Verringerung der "Gesamtbelastung" der Umwelt durch chemische Stoffe (und damit auch der Exposition gegenüber diesen Stoffen) durch Einstellung oder Beschränkung ihrer Verwendung bzw. der Emissionen ab. Neue Instrumente, wie beispielsweise freiwillige Beschränkungsprogramme und Inventare freigesetzter Schadstoffe oder Schadstoffemissionsregister finden zunehmend Beachtung.
abfall
Das gemeldete Abfallaufkommen ist zwischen 1990 und 1995 um schätzungsweise 10% gestiegen. Dieser augenscheinliche Anstieg ist jedoch möglicherweise zum Teil auf eine verbesserte statistische Beobachtung und Erfassung zurückzuführen.In der Abfallwirtschaft der meisten Länder wird immer noch vorwiegend die kostengünstigste Option gewählt: die Lagerung auf Deponien. Minimierung des Abfallaufkommens und Abfallvermeidung werden zunehmend als erstrebenswertere Lösungen für die Abfallwirtschaft anerkannt, doch insgesamt gesehen ist noch keine Fortschritt in dieser Richtung zu verzeichnen. Recycling ist tendenziell in denjenigen Ländern erfolgreicher, deren Abfallwirtschaft über eine effiziente Infrastruktur verfügt.
Zu den vorrangigen Zielen in Mittel- und Osteuropa und den Neuen Unabhängigen Staaten gehören die Verbesserung der kommunalen Abfallwirtschaft durch verstärkte Mülltrennung und bessere Deponieverwaltung, die Einführung von Recycling-Initiativen auf lokaler Ebene und die Durchführung kostengünstiger Maßnahmen zur Schadensbegrenzung auf besonders problematischen Deponien.
artenvielfalt
Die Bedrohung der Artenvielfalt durch menschliche Aktivitäten (intensive Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verstädterung, Ausbau der Infrastruktur und Umweltverschmutzung) hat sich insgesamt seit dem Dobris-Lagebericht verschärft.Diese Belastungen werden verursacht durch eine gleichförmige und zunehmend großflächig betriebene Land- und Forstwirtschaft, die Zersiedelung (die zur Isolierung von natürlichen Lebensräumen und Arten führt), Belastung durch chemische Stoffe, Wasserentnahme, Störungen und den Zustrom fremder Arten. Es wurden zahlreiche nationale und internationale Umweltinitiativen gestartet, doch ihre Durchführung geht nur langsam voran. Auf lokaler Ebene hatten einige gezielte Naturschutzmaßnahmen positive Auswirkungen, doch wurden kaum Fortschritte in Richtung auf eine umweltgerechte Landwirtschaft erzielt.
Viele Staaten Osteuropas sind teilweise in der glücklichen Lage, über große relativ intakte Waldflächen und andere natürliche Lebensräume zu verfügen. Diese könnten jedoch durch die von wirtschaftliche Veränderungen und Entwicklung verursachten Belastungen gefährdet werden, sofern in das Umweltprogramm für Europa und die nationalen wirtschaftlichen Entwicklungspolitiken sowie die einschlägigen Finanzmechanismen sowie die Beitrittsverträge neuer EU-Mitgliedstaaten nicht angemessene Maßnahmen zu ihrem Schutz eingebaut werden.
meere und Binnengewässer
Im Umweltprogramm für Europa wird besonderes Augenmerk auf die umweltgerechte Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen gelegt, zu denen auch Binnen-, Küsten und Meeresgewässer zählen. Trotzdem sind diese nach wie vor bedroht.Obwohl im letzten Jahrzehnt die Wasserentnahmeraten stabil geblieben bzw. in einigen west- und osteuropäischen Ländern sogar gesunken sind, kann es, vor allem in Großstadtregionen, nach wie vor zu Wasserknappheit kommen. Lecks in den Leitungssystemen einiger Länder und ineffiziente Wassernutzung in allen Ländern stellen auch weiterhin ein Problem dar.
Die Grundwasserqualität - und damit die menschliche Gesundheit - sind durch hohe Nitratkonzentrationen aus der Landwirtschaft bedroht. Die Pestizidkonzentrationen im Grundwasser liegen oft über den EU-weit zulässigen Höchstwerten, und viele Länder melden Verunreinigungen des Grundwassers durch Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe und chlorierte Kohlenwasserstoffe. Verbesserungen der Grundwasserqualität werden sich auf Grund der Zeitverzögerung, mit der Schadstoffe ins Grundwasser gelangen und sich dort verbreiten, erst in vielen Jahren erreichen lassen.
Bei der Wasserqualität der Flüsse konnten seit 1990 in Europa insgesamt keine Verbesserungen erzielt werden. Trotz einer Verringerung der Phospor-Emissionen um 40 - 60% in den letzten fünf Jahren, die durch Maßnahmen in der Industrie und der Abwasserbehandlung sowie den zunehmenden Einsatz phosphorfreier Reinigungsmittel in den Privathaushalten erreicht wurde, besteht das Problem der Eutrophierung von Flüssen, Seen, Talsperren und Küsten- und Meeresgewässern immer noch in der im Dobris-Lagebericht verzeichneten Größenordnung, und der Nährstoffgehalt ist in vielen Gebieten nach wie vor überhöht.
Viele europäische Meeresgewässer werden nach wie vor stark überfischt, und die Bestände zahlreicher Arten sind in besorgniserregendem Maße erschöpft, was einmal mehr die dringende Forderung im Umweltprogramm für Europa nach der Entwicklung einer nachhaltigen Fischerei unterstreicht.
Bodendegradation
Bodenerosion und Versalzung stellen in vielen Gebieten, vor allem im Mittelmeerraum, nach wie vor ein großes Problem dar. Im Bodenschutz, dem im Umweltprogramm für Europa ebenfalls besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, sind geringe Fortschritte zu verzeichnen. Viele kontaminierte Gelände müssen saniert werden. Bisher wurden 300.000 potentiell kontaminierte Bodenflächen ermittelt, die meisten davon in Westeuropa, vor allem in Gebieten, in denen die Schwerindustrie traditionell stark vertreten ist.In Osteuropa, wo eine Vielzahl kontaminierter Militärgelände existiert, werden detailliertere Informationen benötigt, um das Ausmaß des Problems feststellen zu können.
Städtische Umwelt
Die Stadtbevölkerung in Europa ist weiter gewachsen, und die europäischen Städte zeigen nach wie vor Anzeichen einer starken Umweltbelastung - schlechte Luftqualität, Lärmbelästigung, Verkehrsstaus, Verlust von Grünflächen und Verfall historischer Gebäude und Denkmäler.Obwohl seit dem Dobris-Lagebericht einige Verbesserungen erreicht werden konnten (beispielsweise in der Luftqualität in den Großstädten) führen zahlreiche Belastungen, vor allem durch den Verkehr, zu einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensqualität und menschlichen Gesundheit. Eine positive Entwicklung war das wachsende Interesse der Städte an der lokalen Agenda-21-Bewegung. Mehr als 290 europäische Städte haben die Aalborger Charta europäischer Großstädte und Städte für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung unterzeichnet. Die Umsetzung der lokalen Agenda-21-Politiken und -Instrumente, die zu signifikanten Verbesserungen durch konzertierte Zusammenarbeit führen könnte, dürfte schon bald zur wichtigsten Entwicklung in den Städten werden.
Technologische und natürliche Gefahren
Neben der ständigen Belastung durch die alltäglichen menschlichen Aktivitäten belasten in unregelmäßigen Abständen auch die Folgen größerer technischer Unfälle und Naturkatastrophen die europäische Umwelt. Daten über derartige Unfälle sind derzeit auf EU-Ebene nur für bestimmte Gebiete verfügbar, noch weniger Daten existieren für Osteuropa. Wenn man die Zahl der gemeldeten Vorfälle zugrundelegt, scheint sich bei der Zahl der Industrieunfälle pro Produktionseinheit in der EU eine sinkende Tendenz abzuzeichnen.Schäden durch Überschwemmungen und andere klimabedingte Katastrophen nehmen in Europa zu. Dies ist möglicherweise auf menschliche Einflüsse, wie beispielsweise Veränderungen der Landschaft (unter anderem der Bodenversiegelung in Städten und durch die Anlage von Infrastruktur) sowie das häufigere Auftreten extremer meteorologischer Phänomene zurückzuführen.
SEKTOREN
Die vorstehende Bewertung zeigt, daß zwar einige Umweltbelastungen verringert wurden, dies jedoch nicht zu einer allgemeinen Verbesserung des Zustands der Umwelt in Europa geführt hat. In einigen Bereichen liegt der Grund dafür in natürlichen Zeitverzögerungen (bei Prozessen wie beispielsweise dem Ozonabbau in der Stratosphäre oder der Anreicherung von Phosphor in Seen). In vielen Fällen waren jedoch die durchgeführten Maßnahmen angesichts der Ausmaße und der Komplexität des Problems zu begrenzt (beispielsweise in den Bereichen Sommersmog oder Pestizide im Grundwasser).Kernpunkte der Umweltpolitik in Europa sind traditionell die Bekämpfung der Umweltverschmutzung bei ihrer Entstehung und der Schutz bestimmter Bereiche der Umwelt. In jüngerer Zeit sind die Einbeziehung von Umweltschutzerfordernissen in andere Politikbereiche und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in den Vordergrund getreten.
Verkehr, Energie, Industrie und Landwirtschaft sind Schlüsselsektoren, die die europäische Umwelt entscheidend beeinflussen. Die Entwicklung von Umweltpolitiken und die Effektivität ihrer Umsetzung ist in diesen Sektoren sehr unterschiedlich. Der Industrie- und der Energiesektor sind leidlich gut durch politische Maßnahmen abgedeckt, doch einige Bereiche (z.B. effiziente Energienutzung, erneuerbare Energien) erfordern noch verstärkte Aufmerksamkeit; die Landwirtschaft ist weniger gut abgedeckt, die diesbezügliche Lage wird derzeit überprüft; in bezug auf den Verkehrssektor ist die Situation nach wie vor unbefriedigend.
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Klimaveränderung, Versauerung, Sommersmog, Artenvielfalt, Probleme der
Städte, chemische Stoffe, Unfälle
Verkehr: Der Güterverkehr auf der Straße hat (gemessen in Tonnen-km) seit 1980 um 54% zugenommen, der Personen-Kraftfahrzeugverkehr (Personen-km, nur EU) hat sich seit 1985 um 46% erhöht, und die Zahl der Flugpassagiere ist seit 1985 um 67% gestiegen.Mehr als in allen anderen Bereichen kann die Politik im Verkehrssektor nicht mit der Geschwindigkeit des Wachstums Schritt halten. Probleme in bezug auf Verkehrsinfarkt, Luftverschmutzung und Lärm nehmen zu. Bis vor kurzer Zeit wurde die Zunahme des Verkehrs allgemein als grundlegendes Element des wirtschaftlichen Wachstums und der Wirtschaftsentwicklung betrachtet. Die Regierungen sahen es als ihre Aufgabe an, die notwendige Infrastruktur auszubauen, während sich ihr umweltpolitisches Arbeitsprogramm darauf beschränkte, Abgasnormen und Treibstoffqualität schrittweise zu verbessern und beim Bau von Verkehrswegen Entscheidungen auf der Grundlage von Umweltverträglichkeitsprüfungen zu treffen.
Dieser Bericht zeigt, daß in bezug auf diese begrenzten Zielsetzungen in den meisten europäischen Ländern gewisse Fortschritte erzielt wurden. Dennoch hat das kontinuierliche Wachstum der Verkehrs- und Transport-Infrastruktur insgesamt zu einer Zunahme der verkehrsbedingten Umweltprobleme und des diesbezüglichen Problembewußtseins in der Öffentlichkeit geführt. Dies hat dazu geführt, daß der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und zunehmendem Verkehrsaufkommen heute grundsätzlicher hinterfragt wird.
Seit kurzem werden Anstrengungen unternommen, die zunehmende Verkehrsnachfrage einzudämmen, eine verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu fördern und neue Siedlungs- und Produktionsmodelle zu unterstützen, die zu einer Verringerung des Transportbedarfs führen. Diese Umstellung auf ein umweltschonenderes Verkehrsmodell wird nicht leicht zu verwirklichen sein, da hinter dem traditionellen Ansatz der Infrastrukturentwicklung massive politische Kräfte stehen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel überall in Europa im Vergleich zum privaten Kraftfahrzeugverkehr zurückgeht.
Klimaveränderung, Versauerung, Sommersmog, Meeres- und Küstenumwelt,
Probleme der Städte
Die Energienutzung, der wichtigste Faktor für die Klimaveränderung und verschiedene Probleme im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung, ist seit dem Dobris-Lagebericht durchgängig auf hohem Niveau geblieben.In Osteuropa ist der Energieverbrauch seit 1990 auf Grund der wirtschaftlichen Strukturveränderungen um 23% gesunken, wird sich aber im Zuge des Wiederaufschwungs voraussichtlich wieder erhöhen. Eine höhere Effizienz in der Erzeugung und Nutzung von Energie stellt eine entscheidende Vorbedingung für eine nachhaltigere Energiepolitik dar.
Auf Grund der relativ geringen Strompreise waren in Westeuropa bisher keine ausreichenden Anreize für eine Effizienzsteigerung in der Energienutzung vorhanden. Derzeit erhöht sich die Energieffizienz um etwa 1% jährlich, während das Bruttoinlandsprodukt nach wie vor um 2% bis 3% jährlich steigt.
Beträchtliche Möglichkeiten bieten sich für eine weitere Verbesserung der Energieeffizienz in Westeuropa, vor allem in den Sektoren Verkehr und Privathaushalte, doch aus Erfahrung läßt sich sagen, daß, wenn die Preise für fossile Brennstoffe weiterhin niedrig bleiben, rigorosere Maßnahmen notwendig sein werden, wenn eine derartige Verbesserung erreicht werden soll.
In Osteuropa könnte eine wirtschaftliche Annäherung an den Westen die derzeit rückläufige Tendenz im Energieverbrauch umkehren und zu einer erneuten Zunahme der Emissionen von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen vor allem in den Sektoren Industrie, Verkehr und private Haushalte führen. Auch hier sind wahrscheinlich neue Maßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz in der Erzeugung und Nutzung von Energie erforderlich.
Klimaveränderung, Ozon in der Stratosphäre, Versauerung, Sommersmog,
chemische Stoffe, Abfall, Wasser, Küsten- und Meeresumwelt, Umweltprobleme der Städte,
Unfälle
Industrie: Der Anteil der Industrie an der Verursachung der Probleme Klimaveränderung, Versauerung, troposphärisches Ozon und Wasserverschmutzung hat sich seit dem Dobris-Lagebericht verringert.In Westeuropa finden Umweltziele Eingang in Entscheidungsprozesse in der Industrie, was eine Verringerung der von der Industrie insgesamt verursachten Emissionen in Luft und Wasser zur Folge hat. In Osteuropa ist die Einbeziehung solcher Erwägungen jedoch nicht verbreitet, was die Notwendigkeit unterstreicht, in diesen Ländern effektiv konzipierte und gut ausgestattete Verwaltungsstrukturen zur Verwirklichung und Durchsetzung von Umweltgesetzen zu schaffen, und für eine stärkere Verbreitung von Umweltmanagement-Systemen in Unternehmen zu sorgen. Wenn ein erheblicher Teil des Produktionssystems erneuert wird, kann es zu technologischen "Qualitätssprüngen" kommen.
In ganz Europa haben die kleinen und mittleren Unternehmen erheblichen Anteil an der Verursachung von Umweltbelastungen, in diesem Bereich existiert jedoch auch ein beträchtliches Potential für Verbesserungen. In der Regel gibt es für diese Unternehmen noch keine effektiven umweltpolitischen Maßnahmen.
Klimaveränderung, Ozon in der Stratosphäre, Versauerung, chemische
Stoffe, Artenvielfalt, Abfall, Wasser, Küsten- und Meeresumwelt, Boden
Landwirtschaft: In der Vergangenheit war die Agrarpolitik in Europa vorwiegend auf die Maximierung der Nahrungsmittelproduktion und die Einkommenssicherung für Landwirte ausgerichtet. In jüngerer Zeit wurde begonnen, verstärktes Augenmerk auf Umwelterfordernisse und die Notwendigkeit einer umweltschonenderen Landwirtschaft zu legen. Der Bericht macht jedoch deutlich, daß hier noch viel zu tun ist.In Westeuropa haben sich die Erträge in den letzten fünf Jahren dank der Fortschritte in den landwirtschaftlichen Praktiken erhöht. Der Einsatz von Hilfsstoffen wie z.B. anorganischen Düngemitteln und Pestiziden (gemessen in Wirkstoff-Gewicht) hat sich nicht weiter erhöht (was jedoch, wie bereits erwähnt, nicht zu einer umgehenden Verbesserung der Grundwasserqualität führen wird), doch der Wasserverbrauch ist weiter gestiegen.
Bedingt durch die Zunahme der Viehzucht, die Erzeugung von Tiermist und die Emission von Verbindungen mit reduziertem Stickstoff ist die Eutrophierung in Nordwesteuropa zu einem erheblichen Problem geworden, dessen Tragweite auch in Südeuropa zunimmt. Natürliche Lebensräume und die Artenvielfalt sind vielerorts durch die Intensivierung der Landwirtschaft und neue Siedlungen Belastungen ausgesetzt.
Einzelne Länder haben damit begonnen, Anreize für eine umweltgerechtere Landwirtschaft zu schaffen, doch spielen Umwelterwägungen in der Gemeinsamen Argrarpolitik der Europäischen Union immer noch eine untergeordnete Rolle. Die Umsetzung des GATT und der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik könnten zu einer weiteren Rationalisierung und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion und der Aufgabe weiterer landwirtschaftlicher Wirtschaftsflächen führen. Es besteht jedoch keine einfach faßbare Beziehung zwischen der Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen und ihren Auswirkungen auf die Artenvielfalt.
In Osteuropa sind nach wie vor Strukturreformen, Modernisierung und Diversifizierung der Landwirtschaft ein vorrangiges Ziel. Bedingt durch die komplexe und unsichere Situation ist es jedoch schwierig, die Auswirkungen dieser Entwicklung insgesamt abzuschätzen.
Während auf nationaler Ebene gewisse Fortschritte bei der Einbindung von Umweltschutzerfordernissen in politische Entscheidungsprozesse (beispielsweise bei Umweltaktionsplänen oder Erfordernissen für die strategische Umweltbewertung) erzielt werden, ist es bis zur Erreichung dieses Ziels auf gesamteuropäischer Ebene noch ein weiter Weg. Es besteht jedoch, vor allem in Osteuropa, ein großer Spielraum für Verbesserungen, durch die die Auswirkungen der Produktions- und Verbrauchssteigerungen auf die Umwelt aufgefangen werden können. In diesen Ländern bietet sich die Chance, bei der wirtschaftlichen Umstrukturierung und der technologischen Erneuerung einige der in Westeuropa verbreiteten verbrauchsintensiven Technologien zu vermeiden.
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