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Zahlreiche Europäer sind immer noch gesundheitsschädlicher Luftverschmutzung ausgesetzt

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Press Release Veröffentlicht 26.11.2015 Zuletzt geändert 03.06.2016
Photo: © NILU
Luftverschmutzung stellt in Europa das größte einzelne umweltbedingte Gesundheitsrisiko dar. Durch die Luftverschmutzung verkürzt sich die Lebensdauer der Menschen und sie kann ernsthafte Krankheiten, wie Herzerkrankungen, Atemwegsprobleme und Krebs begünstigen. In einem neuen Bericht, der heute von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlicht wurde, wird geschätzt, dass nach wie vor 430 000 vorzeitige Todesfälle in Europa auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind.

Der EUA-Bericht Luftqualität in Europa – Bericht 2015 untersucht die Exposition der europäischen Bevölkerung gegenüber Luftschadstoffen und bietet auf der Grundlage von Daten aus offiziellen Überwachungsstationen in Europa eine Momentaufnahme der Luftqualität.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, sind die meisten Stadtbewohner Luftschadstoffen in einem Umfang ausgesetzt, der durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für gefährlich erachtet wird.

Bei den problematischsten Schadstoffen mit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit handelt es sich um Feinstaub (PM), bodennahes Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2). Schätzungen zu Gesundheitsrisiken bei einer langfristigen Feinstaub-Exposition (PM2,5) zeigen, dass dieser Schadstoff 2012 in Europa zu 432 000 vorzeitigen Todesfällen führte – ein Umfang, der den Schätzungen der vorangegangenen Jahre entspricht. Geschätzt werden ungefähr 75 000 bzw. 17 000 vorzeitige Todesfälle durch eine NO2- bzw. O3-Exposition verursacht. Der Bericht stellt auch Schätzungen zu vorzeitigen Todesfällen auf Länderebene bereit.

„Ungeachtet der kontinuierlichen Verbesserungen in den letzten Jahrzehnten beeinträchtigt die Luftverschmutzung nach wie vor die allgemeine Gesundheit der Europäer und reduziert ihre Lebensqualität und Lebenserwartung“, äußerte der Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur, Hans Bruyninckx. „Luftverschmutzung führt außerdem zu beträchtlichen wirtschaftlichen Auswirkungen, zu steigenden Kosten für die medizinische Versorgung und aufgrund verlorener Arbeitstage zu einer reduzierten Produktivität der gesamten Wirtschaft.“

Abgesehen von gesundheitlichen Auswirkungen,  haben Luftschadstoffe auch eine beträchtliche schädliche Wirkung auf das Pflanzenleben und die Ökosysteme. Diese Probleme, einschließlich der durch Ammoniak (NH3) und Stickstoffoxide (NOx) verursachten Eutrophierung sowie der durch O3 verursachten Pflanzenschäden, sind in Europa noch immer weit verbreitet.

Weitere wichtige Ergebnisse

  • Feinstaub kann kardiovaskuläre und Lungenerkrankungen, Herzinfarkte und Arrhythmien verursachen bzw. verstärken. Feinstaub kann außerdem Krebs auslösen. 2013 waren 87 % der städtischen EU-Bevölkerung Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt, die den Wert überschritten, der von der WHO zum Schutz der menschlichen Gesundheit festgelegt wurde. Der Luftqualitätsstandard der EU ist weniger streng – lediglich 9 % der Bevölkerung war einer Feinstaubkonzentration ausgesetzt, die über dem EU-Zielwert lag. Der Nutzen einer Verbesserung der Luftqualität in Europa ist eindeutig – die Einhaltung des WHO-Luftqualitätsstandards in den EU-28 würde die durchschnittlichen Feinstaubkonzentrationen um ein Drittel senken, wodurch im Vergleich mit der gegenwärtigen Situation 144 000 vorzeitige Todesfälle vermieden werden könnten. Der Begriff Feinstaub (PM2,5) bezieht sich auf Teilchen mit einem Durchmesser von höchstens 2,5 μm. Kleine Teilchen sind in der Lage, tief in die Lungen einzudringen.
  • Die Ozon-Exposition ist in den Städten nach wie vor sehr hoch – 98 % der städtischen Bevölkerung in den EU-28 ist O3-Konzentrationen ausgesetzt, die über dem WHO-Richtwert für 2013 liegen. Ungefähr 15 % der Bevölkerung waren Konzentrationen oberhalb des (weniger strengen) EU-Zielwerts für O3 ausgesetzt. Die Ozonkonzentrationen schädigen auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Wälder und Pflanzen, indem die Wachstumsraten und die Erträge beeinträchtigt werden. Das langfristige Ziel für den Schutz der Vegetation vor O3 wurde auf der landwirtschaftlichen Fläche der gesamten EU-28 um 86 % überschritten.
  • Stickstoffdioxid beeinträchtigt das Atemwegssystem direkt und trägt zudem zu der Entstehung von Feinstaub und Ozon bei. 2013 waren 9 % der städtischen Bevölkerung in den EU-28 NO2-Konzentrationen ausgesetzt, die über den Standards der WHO und den identischen EU-Vorgaben lagen, wobei 93 % aller Überschreitungen in der Nähe von Straßen erfolgten.
  • Benzo[a]pyren (BaP) ist ein organischer, karzinogener Wirkstoff. Da der Stoff in der Regel bei der Holzverbrennung entsteht, ist die Exposition gegenüber BaP-Verschmutzungen weit verbreitet, insbesondere in Mittel- und Osteuropa. 2013 war ein Viertel der städtischen Bevölkerung in den EU-28 BaP-Konzentrationen oberhalb des Zielwerts ausgesetzt, wobei ganze 91 % BaP-Konzentrationen ausgesetzt waren, die den geschätzten, auf WHO-Risikokennzahlen basierenden Bezugswert überschritten.
  • Die Emissionen von Schwefeldioxid (SO2) wurden in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund der EU-Gesetzgebung, die die Verwendung emissionsreinigender Technologien und einen geringeren Schwefelanteil in Kraftstoffen vorschreibt, wesentlich reduziert. 2013 kam es lediglich zu wenigen Überschreitungen des EU-Grenzwerts für SO2.
  • 2013 waren die Konzentrationen an Kohlenmonoxid, Benzol und Schwermetallen (Arsen, Cadmium, Nickel und Blei) in der Frischluft der EU allgemein niedrig – es gab nur wenige Überschreitungen der entsprechenden, durch die EU-Gesetzgebung festgelegten Grenz- und Zielwerte.

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