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Press Release Veröffentlicht 30.05.2002 Zuletzt geändert 28.06.2016
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PRESSEMITTEILUNG

Kopenhagen, 30. Mai 2002

Zur sofortigen Freigabe

EU Energiesektor macht ungenügende Fortschritte bei der Verminderung der Umweltbelastung

Beim Energieverbrauch innerhalb der Europäischen Union ist ein Anstieg zu verzeichnen, der vor allem auf das Wachstum im Verkehrssektor zurückzuführen ist. Auch bei der Energieeffizienz sind allenfalls langsame Verbesserungen erkennbar, und der Anteil der erneuerbaren Energien müsste mindestens doppelt so rasch ansteigen, um die Zielvorgaben für die Marktanteile bis zum Jahr 2010 zu erreichen.

Dies sind einige der wichtigsten Schlussfolgerungen aus dem ersten, mit heutigem Datum von der Europäischen Umweltagentur veröffentlichten Bericht über Energie und Umwelt in der Europäischen Union.

Energie ist ein zentraler Faktor für das soziale und wirtschaftliche Wohlergehen, doch ihre Erzeugung und Nutzung ist mit einer erheblichen Belastung für die Umwelt verbunden. Hierzu zählen der Beitrag zu potenziell gefährlichen Veränderungen des Weltklimas, die Schädigung natürlicher Ökosysteme, die Verschmutzung von Gebäuden und die Gefährdung der menschlichen Gesundheit.

"Der Bericht zeigt auf, dass - trotz gewisser Erfolge die Fortschritte bei der Berücksichtigung von Umweltschutzbelangen in der Energiepolitik insgesamt noch ungenügend sind", so Domingo Jiménez-Beltrán, Exekutivdirektor der EUA.

Jiménez-Beltrán fügte hinzu: "Er zeigt zudem, dass einige EU-Staaten und -sektoren deutlich besser abschneiden als andere. Die Gesamtbilanz innerhalb der EU könnte verbessert werden, wenn diejenigen Mitgliedstaaten, deren Leistung unter dem allgemeinen Durchschnitt liegt, von den führenden Ländern lernen würden."

"Selbst in Bereichen, in denen die EU bereits vor den Vereinigten Staaten rangiert, gibt es noch Verbesserungsspielraum, wie bei der Energieintensität der Wirtschaft und dem Ausstoß klimaverändernder Treibhausgase", erklärt Direktor Jiménez-Beltrán.

Die Treibhausgasemissionen in der EU gingen zwischen 1990 und 2000 um 3,5 % zurück, doch ohne zusätzliche Gegenmaßnahmen werden sie bis zum Jahr 2010 wahrscheinlich wieder etwa auf den Wert von 1990 ansteigen. Grund hierfür ist der voraussichtliche Anstieg bei energiebezogenen Emissionen, verursacht vor allem von der starken Kraftstoffnachfrage.

Damit würde die EU Gefahr laufen, ihr im Kyoto-Klimaschutzprotokoll festgelegtes Ziel einer Minderung der Treibhausgasemissionen auf 8 % unter das Niveau von 1990 bis zum Zeitraum 2008-2012 zu verfehlen.

Zudem wird ein weiterer Anstieg des Energieverbrauchs nach 2010 erwartet. Dies würde eine Reduzierung der Treibhausgasemission erschweren, wenn nicht umgehend politische Maßnahmen ergriffen werden, um die langfristigen Strukturen von Energieerzeugung und -verbrauch zu verändern.

Der Bericht verwendet Fortschrittsindikatoren zur Aufzeigung von Trends im Energiesektor. Diese ermöglichen eine Beurteilung der Effizienz, mit der in der EU und ihren Mitgliedstaaten umweltpolitische Maßnahmen und Belange in die Energiepolitik integriert werden. Die Einbeziehung der Umwelt in andere Bereiche der Politik ist erklärtes Ziel des EU-Vertrages.

Der Bericht Energie und Umwelt in der Europäischen Union zeigt auf, dass in der EU trotz höherer Energiesteuern die meisten Energiepreise seit 1985 gesunken sind.

Die Autoren weisen darauf hin, dass dieser Trend vermutlich Bestrebungen zum Energiesparen entgegenwirkt, ja vielleicht sogar erhöhten Energieverbrauch fördern könnte, wenn nicht mittels entsprechender politischer Maßnahmen das Energienachfragemanagement verbessert und die "externen" Kosten von Energie - für Umwelt und Gesundheit - in den Energiepreis mit einbezogen werden.

Die externen Kosten von Elektrizität werden beispielsweise auf 1-2 % des Bruttoinlandsproduktes der EU geschätzt.

Positive Ergebnisse des Berichtes sind die erfolgreichen Maßnahmen zur Verminderung der energiebezogenen Luftverunreinigungen und der Einleitung von Öl ins Meer, auch wenn Letzteres noch immer eine erhebliche Belastung der marinen Umwelt darstellt.

Dem verarbeitenden Gewerbe ist es bislang als einzigem Sektor gelungen, den Energieverbrauch vom wirtschaftlichen Wachstum "abzukoppeln". Sein Energieverbrauch von 1999 entsprach in etwa dem von 1990.

Ein weiteres positives Element ist die führende Rolle einiger Staaten bei der Demonstration der Wirksamkeit spezifischer Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Hierzu Direktor Jiménez-Beltrán:

"Meiner Überzeugung nach bietet dieser erste Bericht über Energie und Umwelt eine wertvolle Unterstützung für die Steuerung der Energiepolitik.

Die in ihm herausgestellten Erfolge und Misserfolge können die politische Umsetzung, etwa auf dem Gebiet der Besteuerung, vorantreiben, um die Liberalisierung der Energiemärkte in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken".

Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse des Berichtes:

  • Die Energiepreise gingen im Allgemeinen trotz wachsender Besteuerung zwischen 1985 und 2001 zurück. Dies resultierte in einem geringen Anreiz zum Energiesparen und die Energienachfrage ist generell gestiegen.
  • Subventionen führen zu Verzerrungen auf dem Energiemarkt zugunsten fossiler Brennstoffe, obgleich deren Auswirkungen auf die Umwelt bekannt sind.
  • Ungeachtet des Innovationsbedarfes bei der Entwicklung umweltverträglicherer Technologien sanken die Ausgaben für Energieforschung und -entwicklung zwischen 1990 und 1998 um etwa 30 %.
  • Der Energieverbrauch stieg zwischen 1990 und 1999 um durchschnittlich 1,1 % pro Jahr, und zwar überwiegend aufgrund des Wachstums im Verkehrssektor, aber auch im Haushalts- und Dienstleistungssektor. Dieses Wachstum wird voraussichtlich bis 2010 andauern, wenn auch weniger rasant, dank einer bereits Früchte tragenden Verpflichtung seitens der Kraftfahrzeugindustrie zur Verbesserung der Kraftstoffeffizienz.
  • Verbesserungen bei der Energieeffizienz vollzogen sich nur langsam, wenngleich einige Staaten die potenziellen Vorzüge guter Strategien und Praktiken aufgezeigt haben. Nur das verarbeitende Gewerbe hat als einziger Sektor seinen Energieverbrauch so weit von der ökonomischen Entwicklung "abgekoppelt", dass der Verbrauch konstant bleibt.
  • Mit einem Anteil von 1,9 % pro Jahr stieg der Stromverbrauch schneller als der energetische Endverbrauch zwischen 1990 und 1999. Dieser Trend wird voraussichtlich anhalten.
  • Der durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugte Stromanteil stieg von 9 % im Jahr 1994 auf fast 11 % im Jahr 1998, doch zur Erreichung des von der EU angestrebten Anteils von 18 % bis 2010 ist ein rascheres Wachstum erforderlich. Nach vorläufigen Informationen war der Stromanteil von KWK zwischen 1998 und 2001 rückläufig.
  • Nach wie vor dominieren fossile Brennstoffe im Energieverbrauch, wenngleich die Umweltbelastungen durch eine Umstellung von Stein- und Braunkohle auf das etwas sauberere Erdgas vermindert wurden. Weitere Umstellungen nach 2010 sind jedoch nicht zu erwarten.
  • Die Erzeugung erneuerbarer Energien stieg zwischen 1990 und 1999 pro Jahr um durchschnittlich 2,8 %. Ihr Anteil am Gesamtenergieverbrauch stieg jedoch, aufgrund des ebenfalls steigenden Gesamtverbrauches, nur leicht von 5,0 % auf 5,9 %. Voraussagen zur zukünftigen Energienachfrage ergeben, dass die jährliche Wachstumsrate für erneuerbare Energien mit 7 % mehr als verdoppelt werden muss, um das Ziel eines 12%-igen Anteils bis 2010 zu erfüllen. Die Erfahrungen einiger Mitgliedstaaten zeigen, dass dies Wachstum durch spezielle Fördermaßnahmen beschleunigt werden kann.
  • Auch die Wachstumsrate der aus erneuerbaren Energiequellen erzeugten Elektrizität (2,8 % jährlich zwischen 1990 und 1999) muss sich ungefähr verdoppeln, wenn man das angestrebte Ziel, eine Erhöhung auf 22,1 % des EU- Stromverbrauchs bis 2010, erreichen will.
  • Die Gesamtemission an Treibhausgasen in der EU ging zwischen 1990 und 2000 um 3,5 % zurück, doch die energiebezogenen Emissionen, die bei weitem größte Komponente, wurden nur unwesentlich reduziert. Dies macht einen deutlichen Rückgang der Gesamtemissionen mittelfristig unwahrscheinlich.
  • Der Rückgang der energiebezogenen Treibhausgasemissionen während der vergangenen zehn Jahre ging auf spürbare Fortschritte im verarbeitenden Gewerbe und bei der Energieversorgung, wie etwa dem Stromsektor, zurück. Diese Schadstoffminderung wurde jedoch durch das Wachstum im Verkehrssektor größtenteils wieder neutralisiert.
  • Einige Maßnahmen zur Reduzierung der energiebezogenen Luftverunreinigung zeigen Erfolge. Verschiedene Mitgliedstaaten sind auf dem richtigen Kurs bezüglich der EU-Ziele zur Emissionsminderung für Schwefeldioxid, Stickoxide und flüchtige organische Nicht-Methan-Verbindungen bis 2010.
  • Der Stromsektor reduzierte deutlich den Ausstoß von sauren Luftschadstoffen und Treibhausgasen, vor allem durch die Umstellung von Stein- und Braunkohle auf Erdgas sowie die Einführung spezieller Maßnahmen bezüglich säurebildender Emissionen. Auch die verbesserte Effizienz und der wachsende Anteil der Atomenergie und der erneuerbaren Energien trugen zu dieser Entwicklung bei, allerdings in einem viel geringeren Ausmaß.
  • Die hochradioaktiven Abfälle aus der nuklearen Stromerzeugung sammeln sich weiter an, und ein allgemein akzeptabler Entsorgungsweg muss noch gefunden werden.
  • Die Öleinleitung durch küstennahe Raffinerien, Offshore-Anlagen und den marinen Schiffsverkehr wurde reduziert, stellt jedoch noch immer eine erhebliche Belastung der marinen Umwelt dar.

Der Bericht kann von der EUA-Website heruntergeladen werden unter http://reports.eea.europa.eu/environmental_issue_report_2002_31. Gedruckte Exemplare für die Medien sind auf Anfrage erhältlich.

Anmerkungen für die Redaktion

  • Die in der EU zwischen 1990 und 2000 verzeichnete 3,5%-ige Minderung der Treibhausgasemissionen ist einem Anstieg von 21 % in den USA im gleichen Zeitraum gegenüberzustellen. Keiner der beiden Werte berücksichtigt dabei die mögliche Absorption von Kohlenstoff durch sogenannte "Senken" wie zum Beispiel Wälder. In den USA betrug der Anstieg unter Berücksichtigung solcher Senken 14 %.
  • Die durch das Kyoto-Protokoll kontrollierten Treibhausgase sind Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Stickstoffoxid (N2O), ferner drei fluorierte Industriegase: Hydrofluorkohlenstoffe (HFC), Perfluorkohlenstoffe (PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6).
  • Energiebezogene Emissionen sind Emissionen aus der Verbrennung sämtlicher zur Energie verwendeter Brennstoffe.
  • Der energetische Endverbrauch ist der Energieverbrauch im Verkehrs-, Haushalts-, Landwirtschafts- und Dienstleistungssektor. Er umfasst den Verbrauch von umgewandelter Energie (d. h. Elektrizität, öffentliche Wärmeversorgung, raffinierte Erdölprodukte, Koks etc.) sowie die direkte Verwendung primärer Brennstoffe wie Erdgas und bestimmter erneuerbarer Quellen (z. B. Solarwärme und Biomasse).
  • Erneuerbare Energie kann sowohl Strom wie auch Wärme erzeugen. Zu den erneuerbaren Energiequellen zählen Sonne, Wind, Biomasse und Abfälle, Wasserkraft (Groß- und Kleinanlagen) und Erdwärme.
  • Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erzeugen nicht nur Elektrizität, sondern nutzen auch einen Teil der produzierten Wärme, die ansonsten verloren gehen würde. Dies ist wegen der daraus resultierenden erhöhten Energieeffizienz von Nutzen für die Umwelt.
  • Schwefeldioxid (SO2), das bei der Verbrennung schwefelhaltiger Substanzen wie Kohle und Erdöl entsteht, trägt zur Versauerung bei.
  • Stickoxide (NOx), die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, tragen sowohl zur Versauerung als auch zur Ozonverschmutzung in Bodennähe bei.
  • Versauerung wird durch die Ablagerung saurer Substanzen verursacht, die sowohl Gebäude schädigen kann wie auch die natürliche Umwelt, zum Beispiel Süßgewässer, Wälder, Böden und natürliche Ökosysteme, und die mit Gesundheitsschädigungen in Verbindung gebracht wird.
  • Flüchtige organische Nicht-Methan-Verbindungen, die von einer Vielzahl von Quellen in den Bereichen Industrie, Verkehr, Haushalte und Landwirtschaft emittiert werden, tragen zur Ozonverschmutzung in Bodennähe bei.

Über die EUA

Die Europäische Umweltagentur ist die wichtigste Quelle für Informationen, die von der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten für die Entwicklung der Umweltpolitiken genutzt werden. Die Agentur setzt ihre Bemühungen daran, die nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und zur Verwirklichung bedeutender und messbarer Verbesserungen der Umwelt in Europa beizutragen, indem sie den politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit aktuelle, gezielte, relevante und zuverlässige Informationen zur Verfügung stellt. Von der Europäischen Union im Jahr 1990 errichtet und seit 1994 in Kopenhagen ansässig, ist die EUA Schaltstelle des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (EIONET), einem Netz von etwa 300 Einrichtungen in ganz Europa, über das sie umweltbezogene Daten und Informationen sammelt und verbreitet.
Die Agentur, die allen Nationen offen steht, die ihre Ziele teilen, zählt gegenwärtig 29 Mitgliedstaaten. Dies sind die 15 EU-Mitgliedstaaten; Island, Norwegen und Liechtenstein, die Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraums sind; und 11 der 13 Staaten in Mittel- und Osteuropa und im Mittelmeerraum, die sich um den Beitritt zur Europäischen Union bemühen -- Bulgarien, Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Rumänien, Slowenien und die Slowakische Republik. Durch ihre Mitgliedschaft ist die EUA zur ersten Einrichtung der EU geworden, die die Beitrittskandidaten aufgenommen hat. Voraussichtlich werden die beiden verbleibenden Beitrittskandidaten Polen und Türkei das Übereinkommen zur Mitgliedschaft innerhalb der nächsten Wochen ratifizieren. Somit werden dann 31 Staaten Mitglied der Agentur sein. Verhandlungen über eine Mitgliedschaft der Schweiz sind ebenfalls im Gange.



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