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Press Release
PRESSEMITTEILUNG
Kopenhagen/Budapest, 24. Juni 2004
Mehr und bessere Informationen über die Auswirkungen der Umweltschadstoffe auf Kinder seien notwendig, wenn die Gesellschaft ihr "Großexperiment mit der Gesundheit unserer Kinder" beenden möchte. Dies verkündete heute die Exekutivdirektorin der Europäischen Umweltagentur (EUA), Prof. Jacqueline McGlade.
"Die Umwelt unserer Kinder - Luft, Wasser, Lebensmittel, Konsumgüter, Wohnungen und Schulen - ist belastet mit einer Mixtur aus Spuren von Gasen und Partikeln aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, von weitgehend ungeprüften Chemikalien sowie mit sonstigen Umweltstressfaktoren wie Lärm, Feuchtigkeit, Mikroben und Tabakrauch", betonte Prof. McGlade gegenüber der Ministeriellen Konferenz Umwelt und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO)/Europa in Budapest.
"Wir profitieren gerne von den wirtschaftlichen Aktivitäten, durch die diese Schadstoffe entstehen, finden jedoch erst jetzt allmählich heraus, was dieses Großexperiment mit der Gesundheit der Kinder tatsächlich anrichtet", so die Exekutivdirektorin in einer Rede auf der Konferenz.
Dem fügte Prof. McGlade hinzu: "Wüssten unsere Kinder, was wir alles nicht über dieses Großexperiment wissen, wären sie schockiert - und würden wir ihnen sagen, was wir wissen, wären sie vermutlich noch schockierter."
Trotz des Mangels an Wissen in zahlreichen Fragen gebe es, so Prof. McGlade, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Verringerung der Umweltverschmutzung und der Verbesserung der öffentlichen Gesundheit.
"Insgesamt könnten durch eine Verringerung der Umweltschadstoffe und -stressfaktoren die umweltbedingten Todesfälle, Krankheiten und Behinderungen bei Kindern in Europa um etwa 5-20 % reduziert und gleichzeitig erhebliche Einsparungen im künftigen Gesundheits- und Erziehungshaushalt erzielt werden."
Die Konferenz in Budapest konzentriert sich unter anderem darauf, wie am besten ein gemeinsames "Umwelt- und Gesundheitsinformationssystem" geschaffen werden kann, in dem die bislang weitgehend isolierten Daten- und Informationsströme über Umwelt und Gesundheit zusammengeführt werden.
Prof. McGlade erklärte, viele Daten und Kenntnisse könnten aus vorhandenen Informationen abgeleitet werden - die in vielen Fällen für andere Zwecke erfasst wurden -, jedoch seien auch die koordinierte Erhebung neuer Informationen notwendig, um die großen verbleibenden Wissenslücken zu füllen.
Beispielsweise, so die Exekutivdirektorin, seien öffentliche Daten, die für eine Mindestbewertung der Risiken ausreichten, nur für 14 % der in großen Mengen hergestellten Chemikalien verfügbar - und dies lediglich für die Exposition gegenüber jeweils einer Substanz und nicht gegenüber den Kombinationen von Substanzen, denen Kinder in Wirklichkeit ausgesetzt sind.
"Zahlreiche Elemente eines derartigen Informationsdienstes sind zwar bereits vorhanden, zumeist auf nationaler Ebene, doch bleibt noch einiges zu tun, damit wir unseren Kindern in die Augen sehen und ihnen sagen können, dass unser anhaltendes Großexperiment ihrer Gesundheit nicht schadet", ergänzt Prof. McGlade.
Bei ihren Unterstützungsaktivitäten zum Aufbau von Umwelt- und Gesundheitsinformationsdiensten in Zusammenarbeit mit der WHO, der Europäischen Kommission, den einzelnen Ländern und sonstigen relevanten Akteuren werde sich die EUA, so Prof. McGlade, für die nächsten fünf Jahre zwei Hauptprioritäten setzen.
Zum einen werde die EUA die Erhebung von Daten zur Exposition von Kindern gegenüber Umweltgiften auf "integrierter" Weise fördern - wobei der Kombination von Schadstoffen und nicht nur der einzelnen Schadstoffe berücksichtigt werden - indem sie die Überwachung der Umwelt weiter verbessert.
Die zweite Priorität werde darin bestehen, "verstreut vorliegende Daten in einem zuverlässigen Informationsdienst zusammenzuführen". Dies könne durch die Formulierung relevanter Indikatoren und Bewertungen von Umwelt und Gesundheit erreicht werden. Die Informationen müssen in einem angemessenen Umfang bereitgestellt werden, der auf die verschiedenen Nutzer abgestimmt ist.
Die Bandbreite reiche vom Verantwortungsbereich eines nationalen Ministers - in anderen Worten, dem ganzen Land - bis hin zum lokalen Wohnviertel von Bürgern, die mehr über ihre Umwelt, d. h. ihren Lebensbereich wissen wollen.
Prof. McGlade unterstrich, dass die Bedingungen unter denen viele der Gesundheit betreffende Erkenntnisse zu Tage getreten seien sehr deutlich zeige wie viele verschiedene Akteure und unterschiedliche Informations- und Wissensquellen erforderlich seien, um frühzeitig Gesundheitsrisiken zu identifizieren und auf diese reagieren zu können.
Diese Quellen müssten so miteinander verknüpft und integriert werden, dass die komplexen Verbindungen zwischen der Umwelt der Kinder und deren Gesundheit offensichtlich werden.
Der vollständige Text der Rede von Prof. McGlade ist unter http://org.eea.europa.eu/documents/speeches/24-06-2004 zu finden.
Im Rahmen der Konferenz haben Prof. McGlade und Marc Danzon, der Regionaldirektor der WHO- für Europa, das erste Computerspiel vorgestellt, das Kinder gezielt für Gesundheits- und Umweltfragen sensibilisieren soll. Das für Umwelt zuständige Mitglied der Europäischen Kommission, Margot Wallström, nahm ebenfalls an der Präsentationsveranstaltung teil.
Das Erziehungsspiel mit dem Namen Honoloko, Insel der Umwelt und Gesundheit, wurde für 10- bis 14-Jährige gemeinsam von der EUA und WHO/Europa für die Konferenz in Budapest entwickelt. Es ist kostenlos unter http://www.honoloko.org oder auf CD-ROM erhältlich und wird in die 25 Sprachen der EUA-Mitgliedsländer sowie ins Russische übersetzt.
Das Spiel ist zudem eine Schlüsselkomponente des neuen Bereichs für Kinder auf der EUA-Website: http://ecoagents.eea.europa.eu.
Die Vierte Ministerielle Konferenz Umwelt und Gesundheit der WHO/Europa findet vom 23. bis 25. Juni statt in Budapest, Ungarn unter dem Motto "Die Zukunft unseren Kindern." Auf der Konferenz sollen ein europäischer Aktionsplan für die Umwelt und Gesundheit der Kinder angenommen sowie eine Ministererklärung unterzeichnet werden. Die Textentwürfe und sonstige Informationen sind verfügbar unter http://www.euro.who.int/budapest2004.
Die Europäische Umweltagentur ist die führende europäische Einrichtung zur Bereitstellung von verlässlichen und unabhängigen Informationen für politische Entscheidungsträgern und die Öffentlichkeit. Die EUA hat 1994 in Kopenhagen ihre Tätigkeit aufgenommen; sie ist der zentrale Knotenpunkt des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (Eionet), eines Netzes von etwa 300 Einrichtungen in ganz Europa, mit deren Hilfe es umweltbezogene Daten und Informationen sammelt und verbreitet. Als EU-Einrichtung steht die Agentur allen Nationen mit der gleichen Zielsetzung offen. Sie hat gegenwärtig 31 Mitgliedsländer: die 25 Mitgliedstaaten, drei Kandidatenländer - Bulgarien, Rumänien und die Türkei - sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Mit der Schweiz werden Verhandlungen über eine Mitgliedschaft geführt.
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